: Genug Bier für siegreiche Footballer?
■ Hamburg Blue Devils besiegen Munich Thunder mit 29:26 und stehen nun im FLE-Endspiel
Der kleine, alte Mann steht inmitten eines Pulks von fünfzig Spielern. Deren Haare kleben auf den schweißnassen Stirnen, ihre weißen Trikots sind übersät mit grünen Grasflecken. Einige keuchen noch von den Anstrengungen des gewonnenen Spieles. Wie gläubige Katholiken, die das segenbringende „Urbi et Orbi“ des Papstes herbeisehnen, hängen sie an den Lippen ihres Coaches und warten auf die erlösenden Worte: „Don't drink all the beer in Hamburg!“ George White erteilte die Absolution – die Footballer der Hamburg Blue Devils dürfen feiern.
Im ersten Halbfinale der Football League of Europe (FLE) besiegten diese als Zweiter der North Conferencen den Tabellenführer der Central Conference, Munich Thunder, mit 29:26. Der Lohn: Die Hamburger stehen als erster Teilnehmer für das Finale am 17. September fest. Es war ein Spiel, das alles hatte, „was American Football auszeichnet“, schwärmte Devils-Pressesprecher Jens Stümpel, „Spannung, Dramatik und zwei Teams, die alles gaben.“
Besonders die Hamburger standen unter einem hohen Erwar- tungsdruck: Nach drei Niederlagen hatte sich ihr Ruf als Europas unschlagbares Football-Team verflüchtigt. Und ein Finale ohne Hamburger Beteiligung würde nicht das Interesse der Medien und Fans wecken. Auch die Gäste konnten nicht gänzlich unbelastet auflaufen, schließlich stand ihr Image als das Überraschungsteam der Saison auf dem Spiel.
Kein Wunder, daß beide Teams hart kämpften. Doch trotz der Platzverweise für die Münchener Nigel Dias und Richard Smith sowie einiger Spielstrafen gegen die Teufel sahen die 7.300 Zuschauer im Volksparkstadion Sonnabend abend ein faires Spiel. Eines, welches gerade in der zweiten Halbzeit, also den beiden letzten Vierteln, reichlich Anlaß zu überschwenglicher Begeisterung bot.
Die Gäste – ohne Starspieler Tony Rice, dessen Vertrag Ende Juli ausgelaufen war – schickten Travis Hunter als Ersatz aufs Feld: Mit kurzen Pässen trieb er sein Team voran. Häufig behielt er selber die Pille und lief durch die Lücken der Hamburger Verteidigung. Seine Bilanz: drei Touchdowns.
Die Hamburger glänzten mit ihrem variantenreichen Spiel: Selbst wenn die Münchener Verteidigung Quarterback Bob Jones weit zurückdrängte, gelang es dem US-Amerikaner immer wieder, sich durch einen Lauf über die Seiten in Sicherheit zu bringen. Einmal verwandelte Max von Garnier und zweimal Ronnie Cunningham seine sicheren Pässe in Touchdowns, einmal erlief sich Cunningham selbst die sechs Punkte. Den Münchenern fehlten am Ende die entscheidenen Zähler, weil sie dreimal beim Versuch, zwei Extrapunkte nach einem Touchdown zu erzielen zu wollen, scheiterten. Trotz der Niederlage zeigte sich Coach John Rosenberg als fairer Verlierer und lobte die Hamburger: „They did their job well!“ Edwin Feindt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen