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Dasa stoppt Lemwerders Abflug

Eigentlich sollte das Flugzeugwartungswerk bei Bremen morgen übergeben werden / Neue Auseinandersetzungen über die Akquirierung von Umbau-Aufträgen  ■ Aus Bremen Christine Holch

Frohgemut war die Belegschaft der Flugzeugwerft Lemwerder bei Bremen im Juli in die Ferien gefahren: Das Werk wird nicht dichtgemacht, so der letzte Stand der Dinge. Der niedersächsische Ministerpräsident Schröder hatte sich auch nach der Landtagswahl im Frühjahr ins Zeug geworfen. Schließlich rang er dem Vorstand der Deutschen Aerospace AG (Dasa/München) die Zusage ab, daß die Dasa ihr Wartungswerk in Lemwerder nicht schließt, sondern einer Auffanggesellschaft übergibt. Niedersachsen wollte mit wesentlichen Anteilen einsteigen, morgen sollte das Werk übergeben werden. Jetzt aber sind die rund 1.000 Beschäftigen wieder im Land, erholt von dem zehnmonatigem Arbeitskampf mit Autobahnblockaden, Torwachen rund um die Uhr und zahllosen Demonstrationen – und mußten sich gestern erneut zu einer Krisen-Betriebsversammlung zusammenfinden. Wieder droht die Dasa mit Schließung. Dasa-Vorstandschef Jürgen Schrempp und Gerhard Schröder sind sich über die Details des Übergabevertrags uneinig. Diesmal streitet man sich um zivile Aufträge: Wer darf 12 beziehungsweise später vielleicht sogar 60 alte Passagierflugzeuge für den weltweit größten Luftfrachtspediteur US-Carrier Federal Express (Fedex) zu Frachtern umrüsten? Eigentlich verhandelt derzeit die Dasa mit Fedex. Die LemwerderanerInnen wollen jedoch mitbieten und wenigstens zwei Umrüstaufträge an Land ziehen, um über die Anlaufphase im nächsten Jahr hinwegzukommen.

„Die wollen in die laufenden Verhandlungen hineinakquirieren, das wollen wir vermeiden“, sagte dazu gestern Christian Poppe, Pressesprecher der Dasa, gegenüber der taz. Die Fedex-Aufträge brauche die Dasa selbst für ihr Werk in Hamburg. Dort bauen 9.000 Beschäftigte eigentlich neue Airbusse, wegen des darniederliegenden Passagierflugzeug-Marktes sind sie aber nicht mehr ausgelastet. „Denen gegenüber haben wir auch eine Fürsorgepflicht.“ Außerdem hätten sich die Dasa und das Land Niedersachsen im Juni darauf geeinigt, daß das Lemwerder-Werk nur Flugzeuge wartet und nicht umrüstet.

Die Konkurrenz in der zivilen Wartung ist riesengroß: Wartungszentren zum Beispiel in den USA, Irland und Malaysia verlangen nur noch 35 bis 45 Dollar für eine Arbeitsstunde, die LemwerderanerInnen aber fast das Doppelte. Eben das war der Grund, warum die Dasa in Deutschland ganz aus der Wartung aussteigen wollte. Lemwerder-Betriebsratschef Erwin Nowack sagt zwar, daß man mittlerweile zum schnellsten Service-Center der Welt aufgerückt sei und selbst Aufträge aus China erhalten habe. „Aber jetzt haben die in Lemwerder wohl realisiert, daß man mit ziviler Wartung alleine einen Standort nicht aufrechterhalten kann“, so Poppe. Der Dasa-Vorstand ist inzwischen vom Wettbewerbsverbot für Umrüstaufträge abgerückt. Nur eben in die laufenden Verhandlungen mit Fedex sollen die Niedersachsen nicht hineinfunken. Heute will man erneut verhandeln. Morgen läuft die Frist für die Übergabe ab. Die Lemwerder-Betriebsräte verbreiten weiterhin Optimismus – nachdem die Dasa im letzten Oktober angekündigt hatte, das Werk von einem auf den anderen Tag zu schließen, kann sie so schnell nichts mehr erschüttern.

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