: Lokalkoloratur
„Waaaas? Und da schreit ihr nicht?“ Fast hätte er die Fassung verloren. Doch nur fast, denn als Chef des Leipziger Gewandhausorchesters und Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker weiß man sich natürlich zu beherrschen. Was den promineneten Taktstockschwinger zu dieser ungewöhnlichen Frage veranlaßte, war die Neuigkeit, daß das Hamburger Musikfest dieses Jahr zum letzten Mal stattfinden werde: „Über ein neues Jagdflugzeug wird kaum debattiert, und der Kultur gräbt man überall das Wasser ab.“ Umso erfreulicher für alle Liebhaber klassischer Musik, daß die 1. St. Michaelis Klassik-Tage, die von Donnerstag bis Sonntag im Michel stattfinden, mit dem Weltstar Kurt Masur (67) und seinem Leipziger Gewandhausorchester eine hochkarätige Besetzung vorweisen können. Dementsprechend fix waren die Karten vergriffen, lediglich für Sonntag (10 und 20 Uhr) gibt's noch Tickets – allerdings ohne Masur und seinen ostdeutschen Klangkörper. Ein Grund, warum Masur gern in die Hansestadt kommt, ist für ihn die gute Akustik im Michel, den er für architektonisch „sehr geeignet“ hält: „Die rundliche Form des Balkons ist einzigartig, man ist dem Publikum genauso nah, wie Gott.“ Amen!
Andreas Dey
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