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Die „Welle“ wollte nicht weichen

■ Bergungsversuche unter großer Anteilnahme gescheitert / Besitzer Heiss fühlt sich „verarscht“

Nur der „Weser-Report“ wußte es gestern morgen schon wieder ganz genau: „Kräne hoben ,Welle'“, titelte das Sonntagsblatt und berichtete , als wäre der Reporter dabeigewesen: „Schließlich hoben die beiden Kräne das Wrack langsam an, zogen es an die Längsseite des Pontons. Fest vertäut wurde die ,Welle' dann weggeschleppt.“ Ja, so ungefähr hätte es nach Vorstellung der Bergungsfirma laufen sollen.

Tatsächlich war aber am Samstag alles ganz anders gekommen: Der Bergungs-Taucher hatte erfolglos versucht, eine Stahlmatte unter dem Heck der „Welle“ zu befestigen. Die für die Bergung entscheidende Zeit des Weser-Niedrigwassers verstrich am frühen Vormittag ungenutzt. Erst am späten Nachmittag gelang dem Taucher die schwierige Operation unter dem Welle-Rumpf. Ein weiterer Bergungsversuch wurde am Abend aber nicht mehr gestartet.

So waren das Schlachte-Ufer und die Teerhofbrücke auch am Sonntag wieder Anziehungspunkt für hunderte Schaulustige. Mit aufmunternden Zurufen und mehr oder weniger fachlichen Kommentaren begleiteten sie die Anstrengungen der rund 20 Bergungsmänner. Am Vormittag war es dann soweit: Zwei wuchtige Kräne hievten die Welle ein Stück weiter über die Wasseroberfläche. Doch dann gab es einen Schlag, und das Schiff plumpste zurück. Das dicke Stahlband unter dem Heck war gerissen.

Einem Beobachter der Szenerie gefiel das ganz besonders. Peter Heiss, noch immer Besitzer des abgesoffenen Kneipendampfers, grinste vor Schadenfreude über beide Backen. „Jetzt sehen die mal, daß das eben doch nicht so einfach ist“, sagte er, „hätten sie mich machen lassen, dann wäre ich in einer Woche fertig gewesen.“

Heiss hatte genau einen Monat Zeit, sein Ende Juli von unbekannten Personen offenbar vorsätzlich versenktes Schiff zu heben und abschleppen zu lassen. Am 26. August war dann die Frist abgelaufen und auch mit einem Eilantrag beim Oberverwaltungsgericht konnte der Eigner keinen Aufschub mehr erwirken. Das „Wasser- und Schifffahrtsamt“ nahm die Sache in die Hand und schickte Heiss zunächst einmal eine Rechnung über 250.000 Mark.

Dann begannen die Bergungsarbeiten. Ein Ponton mit zwei großen Kränen, zahlreiche Pumpen und ein weiterer Kran am Ufer kamen zum Einsatz. Das Schiff sollte angehoben und leergepumpt werden, damit es dann von einem Schlepper in den Mittelsbürener Hafen gebracht werden könnte. „Der Taucher, der die Stahlseile unter den Bug der Welle geschoben hat, ist der gleiche, der vorher auch für mich arbeitete“, meldete der aufmerksame Beobachter Peter Heiss vom Ufer. Nun zeige sich, daß selbst ein großes Unternehmen nicht mit einem Patentrezept aufwarten könne. Heiss: „Bergen bedeutet immer Ausprobieren. Das hätte ich auch gekonnt.“ Er fühle sich von der teuren Aktion des Wasser- und Schiffahrtsamtes, die für ihn vermutlich den Konkurs bedeutet, jedenfalls „total verarscht“.

Und so lag die „Welle“ auch gestern abend noch vor der Schlachte auf dem Wesergrund. Erst in der Nacht sollte ein weiterer Bergungsversuch gewagt werden – dann wohl unter weniger neugierigen Augen. Ase

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