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Pohlmann darf vorerst keine Eier mehr legen lassen

■ Schlag gegen Windmühlen: : Europas größter Eierproduzent kann Legehennen-Verbot umgehen

Niedersachsens Landesregierung hat Europas größtem Geflügelhalter, Anton Pohlmann aus Vechta, die Haltung von Legehennen verboten. „Pohlmann hat zigtausend Tiere zu Tode gequält, anstatt sie tierschutzgerecht zu töten“, begründete Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) die Maßnahme. Der Landkreis Osnabrück sei angewiesen worden, gegen den Geflügelgroßhalter mit sofortiger Wirkung ein Tierhaltungsverbot wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz auszusprechen.

In einer Pohlmann-Anlage in Ankum (Kreis Osnabrück) waren Ende Juni bis zu 230.000 Legehennen qualvoll verendet. Funke räumte auf Nachfrage ein, daß die Betriebe des Agrarindustriellen von dem Verbot möglicherweise nicht unmittelbar betroffen seien. Pohlmann, der in Niedersachsen 5,8 Millionen, bundesweit rund sieben Millionen Legehennen halte, könne die Haltung auf andere übertragen. Er selbst bleibe aber Eigentümer der Tiere. „Wir können nicht sämtliche Familienmitglieder mit einem Verbot belegen, das gibt das Gesetz nicht her“, sagte Funke.

In dem vier Ställe zählenden Komplex mit rund 220.000 Hühnern in Ankum die Tiere unter großen Schmerzen verendet. Die Tiere waren mit Salmonellen infiziert. Um sie zu töten, wurden die Lüftungsklappen der Ställe geschlossen und die Wasser- und Nahrungsmittelzufuhr unterbrochen. „Die Legehennen sind wegen des sommerlichen Wetters bei Innentemperaturen von 46 bis 48 Grad Celsius qualvoll gestorben“, sagte Funke. Die Tötungsaktion wurde bekannt, als Pohlmann besonders viele tote Hennen zur Tierkörperbeseitigungsanlage bringen mußte.

Pohlmann selbst wollte am Mittwoch keine Stellungnahme zu den Vorwürfen und zum Haltungsverbot abgeben. Nach Angaben Funkes hat ein Anwalt des sogenannten „Hühnerbarons“ aber – entgegen früheren Stellungnahmen – eingeräumt, daß es sich bei der Aktion im Juni um ein Vergehen handelte. Ob das Haltungsverbot etwas für die Hennen bringen wird, sieht Landwirtschaftsminister Funke eher skeptisch. Pohlmann könne die Haltung auf andere Personen übertragen, Eigentümer der Tiere bleibe er in jedem Fall. Funke sieht sich in seinen Kampf für artgerechte Tierhaltung denn auch manchmal als Don Quijote: „Es ist sicher wie ein Kampf gegen Windmühlen.“ Nötig sei eine Änderung der Legehennenverordnung.

Die Tierschützer appellierten erneut an die Verbraucher, den Massentierhaltern durch Kaufboykott eine Absage zu erteilen. Die Supermarktkette Aldi hatte Pohlmann-Eier daraufhin aus ihrem Angebot genommen. dpa

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