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Der Pflegenotstand hält an

■ Heute wird der 7. Internationale Kongreß für Krankenpflege eröffnet / AOK sieht „Pflegeschwemme“

Mannheim (taz) – Die rund 4.000 KrankenpflegerInnen, die vom „Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe“ (DBfK) zum heute in Mannheim beginnenden 7. Internationalen Kongreß für Krankenpflege erwartet werden, sind nach den Worten von DBfK- Sprecher Rolf Höfert allesamt „sauer“ auf den Vorstandsvorsitzenden der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK-Bundesverband), Gerd Nachtigal.

Nachtigal hatte – „trotz des noch immer existenten Notstandes in den Fachabteilungen der Krankenhäuser“ – von der „Pflegeschwemme“ gesprochen.

Für Höfert eine „unqualifizierte Äußerung“ und ein „Schlag ins Gesicht“ insbesondere der PflegerInnen, die im Operationssaal, bei der Anästhesie, auf Intensivstationen oder in Ambulanzen überlastet ihren Dienst am Patienten verrichten.

Den Krankenkassen ist offensichtlich erst drei Jahre nach Verabschiedung des lange umkämpften Gesundheitsstrukturgesetzes (Seehofer-Reform) so richtig klargeworden, daß die dort festgeschriebene Einstellung von 13.000 neuen KrankenpflegerInnen bis 1996 vor allem ihr Geld kostet, da mehr PflegerInnen selbstverständlich auch mehr abrechnungsfähige Dienste am Patienen implizieren würden. Und dabei sind von den 13.000 neuen Stellen erst 3.000 besetzt worden – und nach Auffassung des DBfK nicht immer dort, wo qualifiziertes Pflegepersonal am dringendsten gebraucht würde. Auch für die stellvertretende Bundesvorsitzende des DBfK und Koordinatorin der Fachgruppe Operationsdienst, Gudrun Gille, ist das von der AOK ausgesprochene „böse Wort“ von der „Pflegeschwemme“ unverantwortlich und kontraproduktiv: Schließlich habe auch die AOK die bundesweite Werbekampagne für die Pflegeberufe mitgetragen und mitfinanziert.

Der Pflegenotstand sei gerade in den Krankenhausabteilungen, in denen die PflegerInnen von High-Tech umgeben seien und in denen die Pflege intensivste und fachkundigste Betreuung der PatientInnen erfordere, noch lange nicht behoben.

Von einer dringend notwendigen neuen Reform bei der Ausbildung von KrankenpflegerInnen sprach die stellvertretende Geschäftsführerin des DBfK, Marita Bauer. Denn noch immer sei den Schwesternschülerinnen während ihrer dreijährigen Ausbildung der direkte Zugang zu den Operationsabteilungen oder zu den Intensivstationen so gut wie verschlossen. Die SchülerInnen sollten aber schon während der Grundausbildung lernen, wie es in diesen Abteilungen tatsächlich zugehe, „damit sie sich gleich für die qualifizierende Weiterbildung entscheiden können.“

Auf dem Kongreß im Mannheimer Rosengarten wird es deshalb einen SchülerInnen-Tag geben, zu dem rund siebenhundert interessierte JungpflegerInnen erwartet werden.

Und der Pfleger-Verband hat eine Ethikkommission eingerichtet, in der heikle Themen wie Sterbehilfe oder der Umgang mit Aids- Patienten „behandelt“ werden sollen.

Denn mit dem Tod im Krankenhaus, so Marita Bauer, seien eben nicht nur die Ärzte konfrontiert.

Klaus-Peter Klingelschmitt

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