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Regentanz und Tabellennachbar

■ Der FC St. Pauli spielt heute abend gegen den VfB Leipzig

Wenn es in manchen Landstrichen lange nicht geregnet hat, werden rituelle Tänze aufgeführt. Das funktioniert meistens nicht, schaut aber hübsch aus. Die weniger heidnische, um nicht zu sagen wissenschaftlich-rationale Bewegungsvariante findet derzeit beim FC St. Pauli ihre Anwendung. Am Millerntor befanden die Oberen, daß es den Zweitligaspielern an der körperlichen Fitness mangele. So wurde der ehemalige Zehnkämpfer Rainer Sonnenburg unter der Woche als zukünftiger Konditionstrainer („Vortänzer“) auserkoren. Gegen Leipzig (heute um 20 Uhr) wird der Hamburger noch fehlen, dafür aber tags darauf zum „Koordinator für Bewegungsabläufe“ befördert.

Es wird also demnächst am Millerntor noch professioneller zugehen, wobei der FC gegen den Strom schwimmt: Statt lean management zieht der Kiezclub eine weitere Hierarchie-Decke ein. Cheftrainer Uli Maslo findet das mit dem neuen Kollegen gut, schließlich muß er sich dann nicht ständig dafür rechtfertigen, warum seine Mannen schon immer nach 80 Minuten platt sind: „Mit ihm werden wir das Optimale aus den Spielern rausholen.“ Das ist dem Übungsleiter bisher noch nicht gelungen, aber gegen den VfB Leipzig werde es anders laufen als zweitligamäßig zuvor, verspricht Maslo: „Der Sieg bei TB hat meiner Mannschaft Selbstvertrauen gegeben.“

Soviel, daß gegen den Bundesligaabsteiger der erste Punktspielsieg gelingen soll. Das könnte durchaus klappen, denn auch die Zonis sind noch nicht in Schwung gekommen. Einträchtig nebeneinander und mit jeweils 2:6-Punkten liegen beide Mannschaften auf Platz 14 und 15.

Doch die Teams verbindet mehr als nur der Punktestand. Die Trainer – Uli Maslo und Tony Woodcock – sind brothers in spirit. Obwohl durch Lebensjahre getrennt, verbindet die beiden eines: Keiner kann sich weitere Niederlagen leisten, will er nicht die Arbeitslosenstatistik bereichern. Daraus zu schließen, die beiden werden sich vorab auf ein beschäftigungsverhältnissicherndes Remis einigen, ist jedoch gewagt. So weit geht die Solidarität dann doch nicht.

Clemens Gerlach

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