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■ Neues Informationszentrum in AmsterdamGut beraten ins Bett

Amsterdam (taz) – Manchmal passiert es noch, daß holländische Provinzmädchen nach Amsterdam kommen und auf der Suche nach einem Zimmer an die etwas anderen Vermieter geraten. „Te huur“ steht schließlich hinter manchen Schaufensterscheiben zu lesen, „zu vermieten“. Wenn sie Glück haben, dann klärt sie jemand über die Zweideutigkeit dieses Wortes auf, denn schließlich werden diese Kammern nur unter der Bedingung vermietet, daß die betroffenen Frauen dort ihrerseits ihren Körper vermieten.

Red-light district Amsterdam – das etwas andere Hurenviertel. Es geht hier nicht so kalt und ordinär zu wie etwa auf St. Pauli, die Preise liegen niedriger als in Paris, und es scheint, als ob die Frauen hinter den rot ausgeleuchteten Schaufenstern unter einigermaßen anständigen Umständen ihrem Job nachgehen können.

Das können die in den engen Gassen herumstreifenden Touristen noch sehen, sonst wissen sie allerdings nicht sehr viel mehr. Die drängenden Fragen sollen fortan am Oude Kerksplein beantwortet werden, direkt gegenüber der ältesten Kirche der Stadt. Hier findet sich seit Ende August das „Prostitutions Information Center“ (PIC). Auf den ersten Blick sieht der Laden aus wie eine Galerie, aber neben den ausgehängten Zeichnungen stehen Ständer mit Heftchen, in denen etwa die Stadt Amsterdam ihre offizielle Prostitutionspolitik darlegt oder Hinweise zum Schutz vor Aids und Geschlechtskrankheiten gegeben werden.

Meist ist die PIC-Initiatorin Mariska Majoor selbst anzutreffen. Die 25jährige Holländerin kann bei ihren Beratungsgesprächen auf eigene Erfahrung zurückgreifen. Vier Jahre hat sie selbst angeschafft, hörte dann aber auf: „Ich war wohl nicht hart genug dafür.“

Verändern will sie das Amsterdamer Rotlichtviertel nicht. „Die roten Lampen und die Gardinen sollen bleiben, ich will auf seriöse Art informieren.“ Seit nunmehr fast zwei Jahren gibt sie eine kleine Zeitschrift heraus, den in englischer und holländischer Sprache erscheinenden Pleasure Guide. Darin läßt sich einiges finden, was vor allem männliche Touristen interessieren dürfte. Nicht nur, daß 30 Minuten bei den Schaufenstermädchen um die 50 Gulden kosten, sondern auch, daß dieser Preis aller Inflation zum Trotz seit mehr als 20 Jahren konstant ist. Wo es 150, 250 oder gar zwei Tausender kostet, wird ebenso mitgeteilt wie, warum man besser nicht auf ein 25-Gulden-Angebot eingehen sollte. Man wird über die Situation der über 25.000 Huren in Holland informiert, ebenso wie über die seit Mitte der 80er Jahre existierende Huren-Gewerkschaft. Und Mariska Majoor versucht auch nicht, den Freiern ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn sie die Adresse der „Stichting Man en Prostitutie“ weitergibt. Es handelt sich dabei um eine Vereinigung von Freiern, die in zehn ermahnenden Punkten unter anderem zu Respekt gegenüber den Frauen, Sauberkeit und Offenheit aufruft. Finanzieren soll sich das Prostitutions Information Center von Mariska Majoor durch den Verkauf von Kondomen, Kunstpostkarten und Büchern wie dem Bordellführer des belgischen Politikers Jan Pierre van Rossem. Majoor betreibt außerdem einen 06-Telefondienst (Sex-Line) und denkt daran, Kurse für Frauen abzuhalten, die in die rotlichtige Welt einsteigen wollen.

Über mangelndes Interesse jedenfalls kann sich die Initiatorin des PIC nicht beklagen. Schon in den ersten Tagen nahmen über 1.000 vorwiegend männliche Kunden den Beratungsservice in Anspruch. Mariska Majoor mußte bereits zwei Mitarbeiter einstellen. Falk Madeja

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