: Blumig gehen sie zugrunde
■ Wissenschaftssenator schenkt Botanischen Garten der FU / Hochschulen sollen Dienstleistungen der Stadt übernehmen
Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) belastet die ohnehin gebeutelten Berliner Universitäten mit zusätzlichen finanziellen Risiken, um seinen eigenen Etat zu entlasten. Er will den Botanischen Garten und das Botanische Museum in Dahlem der FU sowie die Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau in Charlottenburg der TU eingliedern. Beide Einrichtungen wurden bisher im Haushalt der Senatsverwaltung geführt. Sieht man von diesem kosmetischen Effekt aber ab, spart das Land – jedenfalls zunächst – keinen Pfennig. Denn in den jeweiligen Eingliederungsgesetzen, die Teil des Haushaltsstrukturgesetzes sind, ist der Erhalt von Garten und Versuchsanstalt festgeschrieben, die finanzielle Mehrbelastung der Universitäten soll durch Sonderzuweisungen ausgeglichen werden.
Doch die FU verschmäht das Geschenk – der Ferienausschuß des Akademischen Senats lehnte die Übernahme des Gartens einstimmig ab. Den Ausschlag gab dabei die Einschätzung des Botanik- Professors Wolfgang Frey, der die wissenschaftlichen Leistungen von Garten und Museum als „nicht ganz optimal“ einschätzte: „Ich habe die Befürchtung, daß die FU die Sanierung aufgedrückt bekommt.“ Wenn die FU den Garten übernehme, so sein Fazit, „gehen wir blumig zugrunde“. Er traute der Zusicherung des Senators, die Finanzierung der über 200 Stellen langfristig zu übernehmen, ebensowenig wie Uni-Präsident Johann Wilhelm Gerlach. „In Berlin hat man noch nie was geglaubt“, sagte Gerlach, den allenfalls die Aussicht auf ein Winterfest im Tropicarium locken konnte.
Mißtrauisch machen die FU auch ihre Ehrfahrungen mit den „Dahlem-Konferenzen“, für deren Übernahme sie ebenfalls Sonderzuweisungen erhielt, die dann reduziert und schließlich ganz gestrichen wurden. Der Psychologe Wolfgang Schönpflug fand es „absurd, uns in dieser Haushaltssituation Dienstleistungsbereiche in dieser Stadt aufzudrücken. Wo ist dann die Grenze?“
Die TU dagegen ortet bei der Eingliederung der Versuchanstalt für Wasserbau und Schiffbau keine Untiefen. Der geschäftsführende Direktor des Instituts für Schiffs- und Meerestechnik, Günter Clauss, sieht darin eine „sinnvolle Zusammenführung von Aktivitäten“. Während die Versuchsanstalt zunächst organisatorisch eigenständig bleiben solle, müsse man sie in einer zweiten Phase „mit der Fachbereichsstruktur der TU sinnvoll zur Deckung bringen“. Die daraus entstehenden Einsparungen seien allemal besser, „als wenn man beide Institutionen so weit herunterfährt, daß sie weder leben noch sterben können“.
Pressesprecherin Kristina Zerges erinnert aber an das Wissenschaftler-Integrationsprogramm (WIP), das die Unis zunächst ebenfalls nichts kosten sollte. Der Wissenschaftssenator sieht dagegen nach Auskunft seiner Sprecherin „keinen Anlaß für solche Befürchtungen“. Immerhin solle mit dem Botanischen Garten „auch mal ein Bonbon an die FU gehen“. Gerade das aber weckte dort das Mißtrauen der akademischen Senatoren, wie es einer von ihnen formulierte: „Warum schenken die uns das Ding? Die gönnen uns ja sonst nichts!“ Ralph Bollmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen