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Sonderschulen für Grundschüler dicht

■ Kooperationssklasse Grolland streikt, derweil in Vegesack ein „Förderzentrum“ eröffnet wird

In Grolland sollen behinderte und nichtbehinderte Kinder einer Schulklasse wieder auseinandergerissen werden, und in Vegesacker Schulen werden sie per neuem Konzept der Bildungsbehörde wieder zusammengeführt. Alles am gleichen Tag. Das eine hat mit dem anderen irgendwie dann doch nichts zu tun, sagt die Bildungsbehörde. Das ändert nichts daran, daß die Eltern in Grolland nun ihre Forderungen mit einer Schulhofbesetzung durch Zelten unterstreichen.

Die Schulkinder besetzen zusammen mit ihren nichtbehinderten und behinderten KlassenkameradInnen und allen Eltern das Gelände an der Schule Hermannsburger Strasse in Kirchhuchting. Seit der ersten Klasse werden die fünf behinderten und 22 nichtbehinderte Kinder gemeinsam unterrichtet. Damit dies auch ab der 5. Klasse möglich bleibt, bräuchten sie dort Räume. Die gibt es aber nicht.

„Wir sind komplett voll ausgebucht“, sagt Schulleiter Rolf Berger. Berührungsängste habe er keine, wenn nur die Behörde den früher schon mal geplanten Erweiterungsbau beschließe, wolle man die Klasse aufnehmen. „Es hängt wie immer am Geld“, stöhnt Behördensprecherin Birgitt Rambalski. Zwei vage Lösungsideen werden von der Behörde in Betracht gezogen: Entweder die alte Schule am Bokellandsweg reaktivieren. Oder aber die alte Schule einem Investor zu verkaufen und vom Erlös an der Hermannsburg anzubauen.

Zeitgleich zu der Besetzung hat Bildungssenator Henning Scherf gestern das neue Konzept der „Förderzentren“ in Vegesack vorgestellt, das zum Ziel hat, behinderte Kinder in normale Grundschulklassen generell einzugliedern. Man spricht nun nicht mehr von Sonderschulkindern, sondern von Kindern, die einer „sonderpädagogischen Unterstützung“ bedürfen. Die Sonderpädagogen kommen einfach in die Grundschule. Man wolle den „Veränderungen der pädagogischen Arbeit Rechnung tragen“. Zunehmend mehr Kinder benötigen Förderung. „Die Kinder sind anders als früher. Es sind Kinder mit verändertem Förderbedarf“, sagt Barbara Kleinert-Molitor von der Bildungsbehörde.

In Vegesack teilen sich fünf Grundschulen nun also ein sogenanntes Förderzentrum. Rein ideologisch ist das Förderzentrum ein Treffpunkt für Sonderpädagogen zum Fachaustausch und zur Organisation. Rein praktisch ist es eine der noch vorhandenen „Sonderschulen“. Denn die Integration läuft zunächst nur während der Grundschuljahre. Danach spaltet sich das System wieder in Behinderte und Nichtbehinderte.

Die Befürchtung, daß mit der Einführung der Förderzentren Sparpolitik getrieben wird, liegt in diesen Zeiten nahe. Dem ist nicht so: „5,7 Prozent aller Schüler - und das ist der aktuelle Stand der Förderungsbedürftigen Schüler - werden mit 2,6 Lehrerstunden sonderpädagogisch Unterstützt. Da ist nichts weggefallen. Darauf sind wir besonders Stolz“, sagt Kleinert-Molitor. Die SonderpädagogInnen wurden umverteilt und die Sprachheilschule in der Färberstraße dicht gemacht. Die Sorge um die spezifische Unterstützung findet kleinert-Molitor unangebracht: „Man stelle sich nur stammelnde und stotternde Kinder in der Sprachheilschule vor. Wo sollen die Kinder sich da was abgucken?“ Danica von der Schule Grollander Strasse ist autistisch. „Autisten gucken ab“, sagt ihre Mutter, Margret Feldmann, „durch ihre Mitschüler hat sie mit sechs Jahren sprechen gelernt“.

Vivianne Schnurbusch

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