piwik no script img

Nach der Lehre ohne Job

■ DAG besorgt um Zukunft junger Leute

Dunkle Wolken am Horizont machte gestern der Hamburger Chef der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Uwe Grund, für den Berufsnachwuchs aus: „Es wird immer dramatischer auf dem Ausbildungsmarkt. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage klafft weiter und weiter auseinander.“

Nur noch knapp zwei Drittel aller Auszubildenden bekommen nach der Lehre einen unbefristeten Arbeitsvertrag von ihrem Betrieb. 16 Prozent können befristet weiterarbeiten, und zwölf Prozent gehen vom Ausbilder direkt zum Arbeitsamt. Diese Zahlen gehen aus einer Umfrage hervor, mit der die DAG bei zehn Prozent aller Azubis in Hamburg ihre Übernahmesituation ermittelte.

„Gerade den jungen Leute muß durch Berufstätigkeit eine Lebensperspektive geboten werden“, so Grund. Die DAG fordert deshalb für alle Tarifverträge die Festlegung, daß Azubis in jedem Fall mindestens ein halbes Jahr nach Ausbildungsende weiterbeschäftigt werden. Der Senat muß nach Meinung der DAG „verstärkt überbetriebliche Ausbildungsplätze finanzieren“, da in Zukunft nicht alle Schulabgänger von Unternehmen versorgt werden könnten.

Uwe Grund macht drei Faktoren für die „bedrohliche Entwicklung“ verantwortlich: In den kommenden Jahren wird es 25 Prozent mehr Abgänger von Schulen geben. Statt heute 16.000 werden es im Jahr 2000 mindestens 20.000 sein, die einen Ausbildungsplatz suchen werden. Die Zahl der Ausbildungsplätze sinkt dramatisch. In diesem Jahr sind es zehn Prozent weniger als im letzten, in dem schon ein Rückgang um acht Prozent verzeichnet wurde. Die Personalfluktuation in den Unternehmen wird geringer. Es verlassen jährlich nur noch zwei bis drei Prozent der Angestellten ihren Arbeitsplatz.

Grund zusammenfassend: „Wir sehen da ein gewaltiges Problem auf uns zukommen. Das muß jetzt angegangen werden.“ Ph. Müller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen