: Erdöl als Pflege für den Liebling
■ Auch Erwachsene verwenden häufig Babycremes / Sie versprechen sich hautverträgliche Produkte / Nicht immer zu Recht, wie "Öko-Test" ermittelte
Was für Babys gut ist, kann Erwachsenen nicht schaden, meinen viele und kaufen Kosmetik, die eigentlich für die Kleinen gedacht ist. „Bestimmt die Hälfte“ des Inhalts von Babycremetuben und -töpfen landet auf der Haut der Großen, vermutet Axel Michels, Produktmanager bei der Firma Penaten. Doch das Vertrauen wird getrübt. Öko-Test nahm 33 Babycremes unter die Lupe.
Nur sechs Produkte sind „empfehlenswert“: I & M Fenchel Kindercreme, Lavera Baby Creme Mandel, Provida Calendula-Kamillen-Babycreme, Sanoll's Ziegenmilchkosmetik Babycreme Ringel- und Kornblumen, Spinnrad Kinder-Pflegecreme und Kinderpflegeserie Schutzcreme.
Die Frankfurter TesterInnen kritisieren vor allem Konservierungsstoffe, die immer noch in den Produkten stecken. Achtmal fanden sie halogenorganische Verbindungen, die bei Kleinen wie Großen Allergien auslösen können.
Auch das krebsverdächtige und allergisierende Formaldehyd machten sie einmal ausfindig. Ausgerechnet in der Prenatal Schutzcreme bei Hautrötungen. Außerdem war das Magazin nicht mit der Beimischung von PEGs einverstanden. Diese Polyethylenglykole dienen in der Kosmetik dazu, Fett und Wasser zu verbinden.
Wenigstens keine Pestizide mehr in Cremes
Notwendig ist die Chemie nicht. Auch mit harmlosen Naturstoffen lassen sich Cremes herstellen. Die gibt es vor allem in Bioläden und Reformhäusern. Während die Biohersteller Pflanzenöle in ihre Cremes mischen, greifen die konventionellen zu Fetten aus Erdöl, etwa Paraffinen. Da diese ökologisch ungünstiger abschneiden und zudem schlechter in die Haut einziehen, bekamen die Mineralölerzeugnisse die rote Karte.
Um Pestizide hat sich Öko-Test diesmal nicht gekümmert. Denn diese sind in Cremes kein Thema mehr. Das war nicht immer so. 1986 entdeckte das Magazin in elf von zwölf Proben diese Gifte. Schuld war das Wollfett. Es stammt aus dem Giftbad, in das Schafe gesteckt werden, um Läuse und Wanzen in ihrem Pelz abzutöten. Die Chemie fand sich dann im Fett der Wolle wieder. Inzwischen kaufen die Verantwortlichen ihr Wollfett längst sorgfältiger ein und reinigen es. Wann Eltern ihren Liebling eincremen sollen, darüber streiten sich die Experten noch. Das Einschmieren dient vor allem dem Wundschutz und zur Behandlung wunder Pos, weil die zähe Schmiere länger auf der Haut bleibt als etwa eine Lotion.
Professor Volker Voightländer, Dermatologe am Klinikum der Stadt Ludwigshafen, empfiehlt das Cremen von noch nicht sauberen Babys im Windelbereich „unbedingt“. Professor Hansjörg Cremer von der Kinderklinik in Heilbronn hält dies nicht für unbedingt nötig: „Wenn die Haut trocken ist, von mir aus.“ Wie auch immer. Es empfiehlt sich, Cremes – die möglichst auf pflanzlicher Basis hergestellt sein sollten – stets sparsam zu verwenden. Ein Zuviel kann schaden: Hautveränderungen, sogenannte Pomadenkruste, können die Folge sein. ca/Öko-Test
Weitere Tests zu Babyprodukten im Sonderheft „Kleinkinder“
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