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Französische Belohnung für Mobutu

■ Paris will die Zusammenarbeit mit Zaire „verdoppeln bis verfünffachen“

Paris (taz) – Keinen Monat ist es her, seit sich der letzte französische Soldat aus Ruanda zurückgezogen hat, da signalisiert Paris dem Regime von Mobutu Sésé-Séko die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen. Zaire hatte in diesem Sommer die französische „Operation Türkis“ in Ruanda unterstützt.

Mobutu, den Oppositionelle als „größten Räuber aller Zeiten“ bezeichnen, gelingt damit – drei Jahre nach der Ächtung seines Regimes – die Rückkehr auf die internationale diplomatische Bühne. Die Demokratisierung Zaires, die auch Frankreich als Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Beziehungen gefordert hatte, ist kein Thema mehr.

Die französische Regierung läßt sich auch nicht durch Informationen irritieren, die ein ehemaliger zairischer Geheimdienstoffizier am Mittwoch in Brüssel lancierte. Der Mann Namens Okito Bene- Bene behauptet, neun Franzosen, die 1985 auf mysteriöse Weise bei einem Bootsausflug in Zaire verschwunden sind, seien vom zairischen Geheimdienst ermordet worden. Der Anschlag habe einem als Journalisten getarnten französischen Agenten namens Phillippe de Dieuleveult gegolten.

„Die Zusammenarbeit mit Zaire soll ab 1995 verdoppelt bis verfünffacht werden“, verlautete gestern aus der Umgebung des französischen Ministers für Zusammenarbeit, Michel Roussin. Seit November 1991 hatte Frankreich jährlich nur noch humanitäre Hilfen in Höhe von 10 Millionen Francs (ca. 3 Millionen Mark) an den afrikanischen Staat gezahlt. Jetzt soll – noch in diesem Jahr – „beträchtlich“ aufgestockt werden. Die Gelder werden an Unabhängige Organisationen gehen, die damit die medizinische und soziale Lage und das Erziehungswesen verbessern sollen, aber auch an Institutionen wie die zairische Zentralbank, für die Frankreich eine „technische Hilfe“ erwägt.

Einen Zusammenhang mit der „Operation Türkis“ bestreitet die französische Regierung. Die Entscheidung für eine Wiederaufnahme der Beziehungen zu Zaire sei bereits im Mai gefällt worden.

Gern hätte die einstige Kolonialmacht Frankreich den Alleingang mit Mobutu vermieden. Doch lediglich die Europäische Union ließ sich breitschlagen, für das kommende Jahr 100 Millionen Francs (ca. 30 Millionen Mark) für die Gesundheitsversorgung in Zaire locker zu machen.

Dennoch könnte der Pariser Pragmatismus schon bald Nachahmer finden. Gestern war eine Kommission aus dem Bonner Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit zu Besuch bei den französischen KollegInnen. Gesprächsthema: Mögliche Koordination der bilateralen Zusammenarbeit mit Zaire. Dorothea Hahn

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