: Was ist der Mensch?
■ Eichel verabschiedet Habermas
Frankfurt/Main (taz) – Das hat sich der „Enkel“ von Willy Brandt gestern nicht nehmen lassen: den geistigen (Groß-)Vater in den verdienten Ruhestand zu verabschieden. Im Rahmen einer Feierstunde mit anschließendem Lunch in seiner Dienstvilla in Wiesbaden übergab der hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) dem Philosophen der „Frankfurt Schule“ Jürgen Habermas (65) die Emeritierungs-Urkunde. Habermas habe den „Erkenntnishorizont der Wissenschaft erweitert“ und die gesellschaftliche und politische Wirklichkeit mit geprägt, sagte Eichel in seiner Laudatio.
Als Assistent von Theodor W. Adorno begann Habermas 1956 seine wissenschaftliche Karriere am Frankfurter Institut für Sozialforschung und wurde später Hochschullehrer in Heidelberg. Als Schüler von Adorno avancierte er zu dem Vertreter der Kritischen Theorie in Deutschland. Und die Thesen von Habermas fixierten während der Studentenrevolte 1968 das „Selbstbewußtsein der Linken, soweit sie verfassungsloyal dachten“ (Hessische Staatskanzlei). Nur acht Jahre später focht dann die Linke mit „ihrem“ Vordenker so manchen Strauß aus. Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen war der „Linksfaschismus“-Vorwurf von Habermas an die Adresse von Rudi Dutschke 1976. Danach besetzten Studenten in Frankfurt tagelang das philosophische Seminar der Frankfurter Universität.
„Was ist der Mensch?“ Dieser Grundfrage der Philosophie habe sich Habermas immer gestellt, sagte Eichel, ehe sich gestern in der renovierten Dienstvilla eine andere Frage aufdrängte: Was ißt der Mensch – zu Mittag? kpk
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