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Zugvögel bleiben im Lande

■ Klimaveränderung beeinflußt das Zug- und Brutverhalten

Radolfzell (dpa) – Vögel zeigen gegenwärtig grundlegende Verhaltensveränderungen, wie neueste Forschungen der Vogelwarte Radolfzell am Bodensee ergeben haben. Diese Umstellungen lassen sich plausibel nur mit der fortschreitenden Klimaerwärmung und ihren unmittelbaren Folgen wie längeren Wachstumsperioden für Pflanzen erklären, berichteten Forscher der Vogelwarte, die zum Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie gehört.

Eulen, Meisen oder Rabenvögel brüten um Wochen früher als noch vor wenigen Jahrzehnten und vermehren sich zum Teil stärker, erläuterten die Experten. Sogenannte Kurzstreckenzieher wie Hausrotschwanz, Stieglitz oder Star, die Deutschland normalerweise im Herbst verlassen, überwintern zunehmend in ihren Brutgebieten. Viele dieser Arten ziehen zudem später weg und kehren früher zurück. Bei Amsel, Mäusebussard, Haubentaucher und anderen „Teilziehern“ nimmt der Anteil derjenigen, die als „Standvögel“ im Lande bleiben, zu. Andere Arten wie Kormoran, Graugans oder Mönchsgrasmücke verkürzen ihre Zugstrecke und überwintern näher am Brutgebiet. Wie Züchtungsversuche zeigen, könnten zum Beispiel Mönchsgrasmücken schon in 10 bis 20 Jahren vom sogenannten Mittel- zum Kurzstreckenzieher werden, hieß es. Bei Fortsetzung dieser Trends könnten spät zurückkehrende Langstreckenzieher wie Garten- und Dorngrasmücke, Sumpfrohrsänger, Nachtigall oder Gartenrotschwanz zunehmend verdrängt werden, weil im Frühjahr die besten Brutgebiete bereits von anderen Arten besetzt sind. Die Folge wäre eine weitere Abnahme der Artenvielfalt.

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