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Schröder ist Schröder ist Schröder

■ Bei seiner Tour durch die Hochburgen des SPD-Arbeitnehmerflügels erwähnt der Niedersachsen-Chef den Kanzlerkandidaten Rudolf Scharping mit keinem Wort

Hannover (taz) – Hinten im kleinen Saal des Bielefelder Friedrich-Ebert-Hauses hängt neben den Konterfeis der Wahlkreiskandidaten das Plakat der Troika: vor weinrotem Grund der Parteivorsitzende, genauso lächelnd wie zu seiner Linken Oskar Lafontaine und zur Rechten Gerhard Schröder. Auf letzteren warten am vergangenen Donnerstag mittag an die vierhundert Betriebs- und Personalräte aus dem Ostwestfälischen, mehr als der Raum fassen kann. Schröder ist in dieser Gegend aufgewachsen, im „Nachbarwahlkreis zur Schule gegangen“ und hat nach einer Lehre „in Bielefeld das Westfalenkolleg mit Abitur abgeschlossen“, wie er zum Aufwärmen bemerkt. Doch dann geht es nur noch um Wirtschafts- und Industriepolitik. Denn die soll „Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt garantieren, dort wo die Schlachten der Produktion geschlagen werden“.

„Interventionsmöglichkeiten des Staates“ empfiehlt der SPD- Schattenwirtschaftsminister zu nutzen. Doch dieser der marxistischen Theorie entlehnte Begriff erinnert zu Unrecht daran, daß Schröder vor einigen Jahren noch als Parteilinker galt, einst als Juso- Chef den „Antirevisionisten“ zugeschlagen wurde. Intervenieren heißt da etwa: „bessere Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft auf den internationalen Märkten“. Die SPD brauche eben keine Angst zu haben, nationale Wirtschaftsinteressen zu vertreten, „weil niemand aus der Sozialdemokratie des Nationalismus verdächtig ist“. Unter Intervention fällt bei Schröder auch eine Abwrackprämie von 1.500 Mark für alte Autos. Denn: „Wenn wir nicht in der Automobilindustrie eine moderne Produktionsstruktur aufbauen, dann ist es zappenduster in diesem Land.“ Der Staat solle endlich mehr den ökonomischen Bestand pflegen und Spitzentechnologien – etwa im Bereich der Umwelttechnik – bezuschussen, bis sie die Kosten auf den Märkten einspielen. Nur durch eine erfolgreiche Industriepolitik könne man am Ende „auch wieder Verteilungsspielräume schaffen“.

Bei den Bielefelder Betriebsräten kommt das keineswegs originelle Fitneßprogramm des Schattenwirtschaftsministers durchaus an. Selbstverständlich streift Schröder auch die Arbeitszeitverkürzung bei VW oder sagt, daß sich „auf Dauer nur im Einklang mit der Natur wirtschaften läßt“. Den SPD-Vorsitzenden Rudolf Scharping allerdings erwähnt er mit keinem Wort.

Seit Beginn des Bundestagswahlkampfes klappert der Niedersachse systematisch die Hochburgen des SPD-Arbeitnehmerflügels ab. Er macht nicht Werbung für die Partei, sondern wirbt für Gerhard Schröder in der Partei. „Man muß sich nicht lieben, um zusammenzuarbeiten“, sagt er immer wieder gern über die Troika. Deren Chef und SPD-Parteivorsitzenden nennt er „Primus inter pares“, und nicht zuletzt liebäugelt Schröder mit einer großen Koalition, weil in der auch ein SPD-Vizekanzler durchaus der „Primus inter pares“ bleiben kann.

Vor den Bielefelder Betriebsräten fühlt sich Gerhard Schröder richtig wohl. Bloß kurz nach seiner Rede muß er sich ein Lächeln sichtlich abquälen: Da lädt die örtliche SPD zur nächsten Wahlkampfveranstaltung. Diesmal nicht ins kleine Friedrich-Ebert- Haus – sondern in die Stadthalle zu Rudolf Scharping. ü.o.

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