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In Europa noch kein Pestfall aufgetreten

■ Gestern wurden erste Vorsorgemaßnahmen am Frankfurter Flughafen veranlaßt

Frankfurt/Main (taz/AP) – Die hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Bündnis 90/Die Grünen), hat gestern mit der Anordnung von „Schutzmaßnahmen“ auf dem Rhein-Main-Flughafen auf den Ausbruch der „Pestepidemie“ (Blaul) in Indien reagiert. Flugzeuge aus Bombay müssen demnach auf Außenpositionen am Flughafen geparkt werden. Danach sollen Ärzte aus der Flughafenklinik in die Maschinen gehen, die Passagiere nach möglichen Krankheitsanzeichen befragen und gegebenenfalls ärztliche Untersuchungen durchführen.

Die Ärzte, so die hessische Gesundheitsministerin, hätten das Recht, bei begründetem Verdacht den möglicherweise infizierten Personenkreis unter Quarantäne zu stellen. Das entsprechende Flugzeug sei in einem solchen Fall anschließend zu desinfizieren.

Blaul machte aber auch deutlich, daß nicht davon auszugehen sei, daß sich eine Krankheit wie die Pest in der Bundesrepublik Deutschland epidemisch verbreiten könne. Bei der Pest handele es sich um eine bakterielle Infektion, die mit Medikamenten gut zu behandeln sei.

Dennoch hat das Stadtgesundheitsamt in Frankfurt am Main vorsorglich ein Informationstelefon eingerichtet (069/212-34302). Gesundheitsministerin Blaul rät darüber hinaus „in der augenblicklichen Situation“ von Reisen in die von der Pest betroffenen indischen Gebiete Gujarat, Maharashtra und Rajasthan ab.

Wie Christian Meyer vom Berliner Institut für Tropenmedizin gestern erklärte, sei bislang in ganz Europa noch kein einziger Pestfall bekanntgeworden.

„Gelassen“ gaben sich die Behörden auch in Berlin. Zwar verfüge Berlin über keine direkten Flugverbindungen nach Indien. Dennoch würden indische Fluggäste „beobachtet“.

Der hafenärztliche Dienst in Hamburg wies darauf hin, daß ohnehin alle Schiffsführer routinemäßig eine Gesundheitserklärung für ihre Besatzungen vorzulegen hätten. Falls an Bord eine Person erkrankt sei, müsse der/die Betroffene dann zum hafenärztlichen Dienst. Weil die Lungenpest eine relativ kurze Inkubationszeit habe, die Schiffe aus Indien aber meist wochenlang unterwegs seien, könne im Hamburger Hafen eine eventuelle Pesterkrankung nicht unentdeckt bleiben. Klaus-Peter Klingelschmitt

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