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Teure Abrißbirne für die Hafenstraße

■ Bis zu 50.000 Mark für eine Abbruchfirma vom Senat gezahlt?

Der Hamburger Senat hat sich offensichtlich die ständige Drohung mit der Abrißbirne für die Hafenstraße einiges kosten lassen: Die städtische Hafenrand GmbH als Eigentümerin der Häuser hat bisher vermutlich mehrere hunderttausend Mark an eine norddeutsche Abbruchfirma überwiesen. Sie soll Bagger, Maschinen und Personal bereithalten, um einen Abriß der Gebäude in kürzester Zeit bewerkstelligen zu können.

Hafenrand-Geschäftsführer Wolfgang Dirksen bestätigte gestern, daß der Senat „logistische Vorkehrungen“ für den Fall des Abrisses getroffen habe. Daher sei ein Vertrag mit einer Abbruchfirma geschlossen worden. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ berichtet heute, daß die Hafenrand GmbH sogar mehr als drei Millionen Mark an das Unternehmen überwiesen habe. Monatlich sollen es zunächst 50.000, vom Sommer –94 an jeweils 30.000 Mark gewesen sein. Über den Bau der Sozialwohungen in der Baulücke-Ost der Hafenstraße sagte Dirksen: „Das ist eine Testphase – die Drohung muß doch aufrechterhalten bleiben.“

Die Hamburger GAL reagierte mit einer Anfrage an den Senat. Der habe offensichtlich Steuermittel für „seine haßerfüllte und zum Glück gescheiterte Hafenstraßenpolitik“ mißbraucht. „Eine stadteigene Abrißmaschinerie zu unterhalten, symbolisiert den absurden Grad der Räumungsmanie vergangener Jahre“, erklärte die Abgeordnete Susanne Uhl. Der Hafenrand-Verein für selbstbestimmtes Leben und Wohnen in St. Pauli forderte den sofortigen Stopp der Zahlungen; die Gelder sollten statt dessen in die Sanierung der Gebäude fließen. Vom Senat war gestern keine Stellungnahme zu bekommen. dpa/taz

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