: Wollte Polizist SS-Uniform tragen?
■ Suspendierter Kommissar antwortete auf Anzeige „Sammlungsauflösung 3. Reich“ / Heckelmann erhält Bericht
Der am Dienstag vom Dienst suspendierte Polizeibeamte interessierte sich offenbar für Uniformen der Waffen-SS und der Hitlerjugend (HJ). Er hat sich auf eine Anzeige im bundesweit erscheinenden Deutschen Waffenjournal gemeldet, die der taz vorliegt. Der Text der Annonce („Sammlungsauflösung 3. Reich. W.-SS-, HJ- Uniformen, Dolche. Katalog gegen 3 DM in Briefmarken“) hatte die Staatsanwaltschaft in Heilbronn auf den Plan gerufen. Im April wurde der Militaria-Händler in Düppenweiler im Saarland durchsucht.
Händler Gerd M. („Ich war selber bei der Waffen-SS“) berichtete gestern auf Anfrage der taz, daß damals die Post von rund 30 Interessenten beschlagnahmt worden sei – darunter auch der Brief des leitenden Polizeihauptkommissars aus Spandau. Offenbar befand sich unter den Devotionalien-Kunden kein weiterer Berliner Polizeibeamter. Nach Angaben der Geschäftsführung des Waffenjournals, in dem die Anzeige von Anfang 1993 bis April 1994 geschaltet war, wird gegen das in Schwäbisch- Hall ansässige „Fachmagazin für Waffensammler, Jäger und Sportschützen“ nicht ermittelt.
Die Innenverwaltung widersprach gestern der Vermutung, die von der taz in ihrer Ausgabe vom 28. September erhoben worden war, daß Senator Dieter Heckelmann (CDU) sich vier Wochen lang für den Fall nicht interessiert habe. Aus taktischen Erwägungen sei ihm von der Polizei empfohlen worden, bis auf weiteres das Ermittlungsverfahren gegen den Beamten abzuwarten. Der Innensenator hat einen Bericht angefordert, der ihm noch gestern vorgelegt werden sollte.
Als die Polizei Diensträume und Wohnung des Spandauer Polizisten am Dienstag durchsuchte, fand sie Bücher und Broschüren mit nationalsozialistischem Gedankengut (siehe ebenfalls taz vom 28.9.). Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Beamten auf Grund des Verdachts der Volksverhetzung, der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und der Körperverletzung im Amt. Dirk Wildt
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