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Unterm Strich

Zu Frankfurt Emm rennt heute natürlich alles, darunter auch Berichterstatter dieser Zeitung, hurtig zur Buchmesse – es muß halt sein bei so einem „Megaspektakel“ (ZDF- „Bücherjournal“). Doch auch am Rand des unmittelbaren Messegeschehens gibt es Vermeldenswertes. So hat zum Beispiel die „neuseeländische Maori-Schriftstellerin“ (dpa) Patricia Grace am Sonntag für ihr Buch „Pataki“ den sogenannten LiBeraturpreis erhalten. Der Preis, der von einer Frankfurter Initiative gestiftet wird, soll lateinamerikanischen, asiatischen, afrikanischen und ozeanischen SchriftstellerInnen zu hiesigen Lesern verhelfen. Graces Roman, so heißt es in der Begründung, handle von Magie und Riten der Ureinwohner Neuseelands und „ihrem Widerstand gegen eine naturzerstörende Zivilisation.“

Ebenfalls eher am Rande der Buchmesse, nämlich in der Frankfurter Brotfabrik, wird es am 7. des Monats zu einem „Ersten offenen Theodor-W.-Adorno-Ähnlichkeitswettbewerb“ kommen (verdeckte Theodor- W.-Adorno-Ähnlichkeitswettbewerbe gibt es ja alle naslang, u.a. auch hier in dieser Redaktion). Neun Autoren, u.a. aus Funk und Fernsehen und Titanic bekannt, werden mit ihren Texten antreten, um „in übelster und unerträglichster Manier das Andenken verstorbener und lebender Persönlichkeiten zu verunglimpfen und das grundgesetzlich verbriefte Recht auf freie Meinungsäußerung in eklatanter Weise zu mißbrauchen.“ Die ausgeschriebene Theodor-W.-Adorno-Ähnlichkeitsmedaille wird derjenige Autor erhalten, der es als erster schafft, auf offener Bühne verhaftet zu werden. Anzunehmen ist, daß es heuer dabei einen Paradigmenwechsel von der Birne-Schmähung hin zum Ziege-Bashing geben wird, eine These, die auch durch die geplante Präsentation des bekannten Bildbandes „Die roten Strolche“ am Titanic-Messestand untermauert wird (anwesend u.a.: Oskar Dachs, Heidi Gans und Ossi-Bär). Im übrigen weisen die Veranstalter darauf hin, daß Person und Werk Theodor W. Adornos rein gar nichts mit dieser Veranstaltung zu tun haben und der Name nur „einfach so“ gewählt wurde.

Wir sind immer noch in Frankfurt und um es herum: Desgleichen am Freitag, dem 7., wird Rainald Goetz (ja, der) sein jüngstes Werk vorstellen, und zwar im „Omen“, der Kult- und Mysterienstätte des weltberühmten DJ Sven Väth. Bewußt gewählt, die Lo-

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