■ Radiodays: Freitag
Aus wohlinformierten Schriftstellerkreisen seufzt es, man hätte nichts mehr zu erzählen... Als ob das erst ein Problem unserer Tage sei! Schon früh im Jahrhundert stößt man auf folgende Klagen: „everything has been said already“, ob es darum zu spät für künstlerischen Ehrgeiz sei? fragte Virginia Woolf 1926. Und wenn ihr zarter Hoffnungsschimmer die movies waren, so löst Kollegin Gertrude Stein das Problem, indem sie ab 1921 versuchte, „Stücke wie Landschaften zu schreiben“. Auch wenn das jetzt auf Anhieb so kryptisch klingt wie ihre Definition der Rose (als Rose als...) – der Genuß ihrer landscape-Texte ist viel konkreter. Im assoziativen Wechsel fliegen die Szenen am mind's eye vorbei und kommen wirklich oft jenem Eindruck sich hetzender Bildfetzen nahe, die wir vom Zugfahren her kennen. Damit wir alle noch einmal im ästhetischen Coupé reisen können, produzierte der NDR in diesem Jahr das Stein-Stück Noch einmal den Text ein anderer. Im oben genannten Muster verhäkelt die Mutter der Moderne ihre Alltagserlebnisse mit Reflexionen zum Ersten Weltkrieg. Es spricht kein minderer als Oskar Pastior: BR 2, 22.05 Uhr.
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