Schritt für Schritt belastend

■ In schicken Damen-Pumps aus Leder steckt mancherlei Giftzeug, darunter krebserregende Farb- und Klebstoffe sowie allergieauslösendes Chrom

Viele Frauen tragen Pumps mit krebserregenden Farbstoffen. Das ist das Ergebnis einer ÖKO-TEST-Untersuchung von zehn Paar schwarzen Lederschuhen. Siebenmal fanden die Tester Benzidin, eine krebserregende Chemikalie.

Benzidin stammt aus sogenannten Azo-Farben, die durch Schweiß oder Regen auf die Haut gelangen. „Der Körper kann sie durch die Poren aufnehmen und in ihre Bestandteile spalten“, sagt Helma Haffke vom Chemischen Untersuchungsamt Bielefeld. Aufgrund ihrer Gefährlichkeit sind seit Mitte Juli Farben mit Benzidin oder einem von 19 anderen Stoffen verboten. Verkauft werden dürfen sie aber noch bis Mitte nächsten Jahres.

Alle von ÖKO-TEST untersuchten Schuhe waren zudem mit Chrom gegerbt. Das Schwermetall belastet Deponien und Böden, wenn das Leder verrottet, und verseucht durch die Gerbereiabwässer Flüsse und Meere. Auch gelangt meist mehr Chrom ins Leder, als gebunden werden kann. Der Überschuß wird vom Schweiß gelöst und kann Allergien hervorrufen.

Zwar befürchten Umwelt-Experten, daß ein Umschwenken auf die natürlichere pflanzliche Gerbung zu Lasten tropischer Wälder gehen könnte: Die dafür notwendigen Stoffe werden aus der Rinde von Akazien- und Mimosenbäumen gewonnen. Doch bis neue Gerbstoffe serienreif sind, hält ÖKO-TEST die pflanzliche Gerbung für das kleinere Übel und bewertete die folgenden chromhaltigen Schuhe als „nicht empfehlenswert“: Andre Damenpumps Nr. 1340; Ara, Modell Ravenna 44037; Dorndorf Damenpumps, Modell Gladys 238341-41; Fifth Avenue, Modell 151-301 (Deichmann); Görtz, Modell Bolero 069330; Lady Gabor, Modell Linie Athen 8275037; Paul Green, Damenpumps Nr. 283/7; Peter Kaiser Damenpumps, Nr. 5-4111-718; Salamander, Modell Runa 35, 36170.

Pumps werden heutzutage nicht mehr genäht, sondern geklebt. Die Klebstoffe sind, neben chlorierten Fettungs- und Konservierungsmitteln, eine mögliche Quelle für die halogenorganischen Verbindungen, die in beachtlichen Mengen in allen Schuhen steckten. Sie können zum Beispiel Allergien auslösen, Nervenschäden verursachen und stehen teilweise im Verdacht, Krebs zu erregen.

Außerdem isolieren synthetische Klebstoffe und die Sohlen aus Gummi oder Polyurethan den Menschen vom Erdboden. Elektrische Spannung, mit der er sich ständig auflädt, kann so nicht abfließen. Sie sucht sich ihren Weg über die Fingerspitzen, und der Mensch bekommt an der Türklinke „einen gewischt“.

Das krebserregende Konservierungsmittel Pentachlorphenol (PCP), das jahrzehntelang üblich war, fand ÖKO-TEST erfreulicherweise in keinem der Schuhe. Auch das hochgiftige Chrom VI, eine Form des Chroms, die ab und zu in Lederwaren auftaucht, konnten die Labors nicht nachweisen.

ÖKO-TEST rät, möglichst Schuhe aus pflanzlich gegerbtem Leder mit Ledersohle zu kaufen. Alle anderen sollten immer mit Strümpfen getragen werden. So können giftige Farben von der Haut ferngehalten werden.

Stefan Becker