Schiffe schwarz gereinigt

■ Schwarzarbeit in Bremen: 4.700 Fälle wurden 1993 entdeckt

„Mir ist dann alles über den Kopf gewachsen“, gesteht Wolfgang Weiler (Name geändert). „Ich kann mich nur entschuldigen und den Schaden wieder gutmachen“, sagt Weiler. Der Staatsanwalt hat den ehemaligen Bauunternehmer beschuldigt, von 1987 bis 1990 Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung in Höhe von rund 8.300 Mark nicht gezahlt zu haben. Außerdem soll er die Lohnsteuer für sieben polnische Leiharbeiter zurückgehalten haben. Dem Finanzamt entgingen so knapp 5.000 Mark.

Weiler hat sich Ende der achtziger Jahre als Bauunternehmer betätigt. Für Baufirmen besorgte er Maurer, Polierer und Hilsarbeiter. In Berlin, Hamburg oder Frankfurt arbeiteten seine Leute, er sei gar nicht mehr hinterhergekommen mit den Aufträgen. Und letztendlich habe er dabei dann auch die Buchhaltung vernachlässigt, nicht mehr alle seiner Arbeitnehmer beim Finanzamt und der Krankenkasse angemeldet.

„Das ist ein ganz gängiges Delikt“, meint Staatsanwalt Haar. Vor allem auf Baustellen und in Gastronomiebetrieben würden bei Kontrollen des öfteren SchwarzarbeiterInnen erwischt werden. In Bremerhaven würden zudem auch „große Werften“ illegale Arbeiter für die Schiffsreinigung und neue Anstriche einsetzen.

Offiziell wissen die Auftraggeber von nichts. Sie delegieren den arbeitsintensiven Auftrag an einen Subunternehmer, der die Personalangelegenheiten erledigt. Strafbar machen sich dennoch alle: Auftraggeber, Subunternehmer und Arbeiter.

Nach dem „Schwarzarbeiter-Gesetz“ kann die nicht registrierte Beschäftigung teuer werden. „Da kommt ein Hunderttausender als Bußgeld schnell zusammen“, weiß Rolf Köhler, zuständig für illegale Beschäftigung beim Arbeitressort. Im vergangenen Jahr seien allein in Bremen rund 4.700 Fälle bekannt geworden, in denen keine Sozialabgaben bezahlt worden seien. Die 150.000 EinwohnerInnen Bremerhavens kamen allein auf 2.400 Nichtversicherte. Immerhin konnte die Stadtgemeinde so noch 96.000 Mark Bußgelder einnehmen. „Die Tendenz ist steigend“, hat Köhler beobachtet.

Bauunternehmer Weiler konnte den Streß nicht mehr aushalten. Buchstäblich sackten dem Vater von drei Kindern die Beine weg: Er litt an schweren Durchblutungsstörungen, zeitweise konnte er nicht mehr laufen und sehen. „Im Krankenhaus ist mir dann erst richtig bewußt geworden, was ich gemacht habe“, sagt Weiler und knetet seine Finger.

Nach dem teuren Fiasko als Selbständiger hat er umgelernt. Von den rund 1.500 Mark monatlich, die er durch Provisionsverkäufe erarbeitet, bezahlt er monatlich 250 Mark an die Krankenkasse für die früheren Sozialversicherungsabgaben. Da er schon lange vor der Hauptverhandlung begonnen hatte, seine Schulden beim Finanzamt und der Krankenkasse zurückzuzahlen, ist Richter Schromek milde. Weiler wird verwarnt, bekommt die Buße von 3.000 Mark für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. fok