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Keine Zweifel: „Four more years“

■ CDU strotzte aus dem Stand vor Selbstbewußtsein

Die demonstrativ zur Schau gestellte Siegeszuversicht der Anhänger der Union war auch am gestrigen Wahlabend nicht zu übertreffen. Schon vor Schließung der Wahllokale um 18 Uhr verteilten die Jungunionisten auf der Wahlparty im Adenauer-Haus ihr Mitgliedermagazin. Es zeigt auf dem Titel Kanzler Kohl, der die Arme zur Siegerpose hochreißt. Titelzeile: „Four more years“.

Eineinhalb Stunden später stand der Mann von Seite 1 tatsächlich neben CDU-Geschäftsführer Peter Hintze und Ehefrau Hannelore auf dem Podium unter den zwei riesigen Doppelplakaten mit seinem Konterfei und verkündete, „daß wir die zweite gesamtdeutsche Wahl gewonnen haben“. Die Fans erlaubten sich Gefühle und brachen in laute „Helmut, Helmut“-Rufe aus.

Trotz der Verluste, so verkündete Kohl, beschere das Wahlergebnis „eine regierungsfähige Mehrheit, mit der will ich die Koalition fortsetzen“. Daß die PDS ihr drittes Direktmandat gewinnen würde, setzte Kohl bei diesem Urteil voraus. Seine Mehrheit war nicht mehr gefährdet.

Kaum überrascht hatten die 3.000 CDU-Mitarbeiter, Fans und Journalisten im völlig überfüllten Adenauer-Haus schon bei der ersten Prognose um 18 Uhr gewirkt, die der Union leichte Verluste und der FDP sieben Prozent zusprach.

Trotz möglicherweise nur knapper Sitz-Mehrheit rang sich CDU- Fraktionsgeschäftsführer Rüttgers auf die Frage nach der Regierungsfähigkeit bereits zu einem knappen „Können wir“ durch. CDU-General Peter Hintze konnte – etwas vorsichtiger – „überhaupt kein Signal in Richtung Große Koalition sehen“. Wolfgang Schäuble äußerte sich zuversichtlich: „Eine knappe Mehrheit wird disziplinieren und zusammenschweißen.“ Und sichtlich gern erinnerte Kohl daran, daß Helmut Schmidt 1976 auch nur eine knappe Mehrheit von zehn Mandaten erzielte. „Warum sollen wir das nicht genauso machen?“ Hans Monath, Bonn

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