40 Jahre und eintausend Spiele

■ Uli Stein und Gladbach feiern gemeinsam im Volksparkstadion

Bei Kindergeburtstagen war es früher immer so: Wer das größte Stück Kuchen bekam oder etwas mehr Sahne, war der beliebteste von allen. Auch bei den Geschenken war das nicht viel anders. Auch hier galt die Regel: „Je größer, desto mehr Freunde“. Diese Basiserkenntnisse scheinen auch in der Bundesliga Bestand zu haben. Zumindest wenn man den Aufmarsch der Gratulanten anläßlich des 40. Geburtstags von HSV-Torwart Uli Stein am kommenden Sonntag betrachtet.

Zwei Tage Sonderurlaub gönnt „dem Stein der Weisen“ (Hamburger Abendblatt) sein Arbeitgeber. Eine Laudatio jagt die nächste und Superlativ um Superlativ wird bemüht, um das Wirken des „Methusalems“ (dpa) gebührend zu würdigen. In jenem Hause machte man sich auch die Mühe, einmal nachzurechnen, wer denn der beste deutsche Stammkeeper aller Zeiten sei, die „wahre Nummer 1“. And the winner is – wer hätte es gedacht: Uli Stein. Lediglich im Durchschnitt 1,21 Mal pro Bundesligaspiel hat er bislang hinter sich greifen müssen. Nur der Informationspflicht halber sei verraten, daß Sepp Maier mit dem Faktor 1,38 abgeschlagen auf Platz zwei landete. Über andere – verglichen mit Stein – Fliegenfänger und Irrlichter des Strafraums oder sagen wir es deutlich: Versager wie Norbert Nigbur, Harald Toni Schumacher oder Wolfgang Kleff sei hier die Federdecke des Schweigens geworfen.

Doch nicht nur rein sportlich betrachtet ist der Uli ein Phänomen, auch für Psychologen stellt er den interessantesten Fall dar, seit Sigmund Freud im Wien der Jahrhundertwende seine Praxis eröffnete. „Ein positiver Verrückter“, urteilte einst die mittlerweile verstorbene österreichische (!) Trainer-Legende Ernst Happel. Ganz sachlich bleibt sein derzeitiger Übungsleiter Benno Möhlmann: „Uli hat meine Erwartungen übertroffen.“ Das kann von anderen Neuverpflichtungen des HSV nicht behauptet werden – aber Schwamm drüber, wir wollen die Geburtstagsfeier nicht stören. Stattdessen soll am Ende Leverkusens Trainer Dragoslav Stepanovic zu Wort kommen: „Uli ist Uli. Wenn er nicht so wäre, wie er ist, wäre er mit seinen Fähigkeiten Bundespräsident geworden.“

Das gibt zu denken, und läßt sie ganz klein erscheinen: die besten Wünsche des

taz-Gratulationskomitees