Kommentar (s. S. 23)
: Trittbrettkultur

■ Museen am Tropf der Wirtschaft

Jetzt hat sich die Bremer Kultur endlich aus ihrer Rolle als Bittstellerin befreit, und eine neue Karriere als Trittbrettfahrerin angetreten. In diesem Fach übt sich das Überseemuseum, wenn es sich nun in die Planung für das Großkino „Cinemaxx“ einklinkt – weil es gar keine andere Wahl mehr hat. Für die neue museale Schausammlung allein hat dieser Senat nämlich keine Mark und keine Ideen übrig: Nur, was sich kommerziell wirklich auszahlt, hat künftig noch eine Chance auf Realisierung.

So steht auch bei den dringenden Sanierungen des Fockemuseums und der Kunsthalle zu allererst die Frage an, ob sich dadurch „ökonomische Effekte“ in Form von Museums-, Bistro- und Hotelbesuchen erzielen lassen, und zwar schleunigst. Für solche Fragen ist freilich die Wirtschaft zuständig.

Da ist es aus Sicht des Senats folgerichtig, wenn das Kulturessort über die Kultur nicht mehr selbst bestimmen darf. Nur noch in Abstimmung mit dem allmächtigen Wirtschaftsressort soll über Wohl und Wehe der musealen Sanierungsprojekte entschieden werden. Was sich für die Wirtschaft nicht auszahlt, darf folglich mit staatlicher Unterstützung kaum mehr rechnen. Daß sich der Wert von Kultur nicht allein in Mark und Pfennig umrechnen läßt – dieser etwas altmodische Gedanke ist dem Senat offenbar keine Anstrengung mehr wert. Thomas Wolff