Unterm Strich

Christa Wolf ist wieder Mitglied der Berliner Akademie der Künste, aus der sie nach Bekanntwerden ihrer früheren Stasi-Kontakte im März 1993 ausgetreten war. Einen entsprechenden Beschluß faßte am Sonnabend abend einstimmig die Herbst-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg auf Vorschlag der Abteilung Literatur. Wolf, die über lange Jahre selbst Objekt einer Stasi- Bespitzelung war, hatte ihre eigene Stasi-Verstrickung als IM „Margarete“ von 1959 bis 1962 in dem Band „Akteneinsicht“ im Juni 1993 offengelegt. Zusammen mit Wolf wurde auch der Münchner Maler Rupprecht Geiger wiederaufgenommen, der im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Vereinigung der beiden Berliner Akademien 1992 ausgetreten war. Die Rückkehr von Wolf und Geiger verbucht Akademiepräsident Walter Jens, der zu einer Art Bilanz über „Die kulturellen Folgen des Umbruchs vom Herbst 1989“ nach Berlin geladen hatte, als Erfolg in seinen Bemühungen um die „Ost-West-Annäherungen“. Erst vor einem Jahr per Staatsvertrag mit der früheren Ost-Akademie vereint, hatte die West-Akademie zuvor eine schwere Zerreißprobe überstehen müssen, als Künstler sich der Vereinigung mit der „Stasi-Schlupfbude“ (Sarah Kirsch) widersetzten. Jetzt sei ein Zeichen gesetzt worden, meinte Jens, „das Haus der Freundlichkeit öffnet sich mehr und mehr“.

Die Schauspielerin Agnes Fink ist am Freitag abend im Alter von 74 Jahren in München gestorben. Wie ihr Mann, der Regisseur Bernhard Wicki, am Samstag mitteilte, litt sie bereits seit längerer Zeit an einer schweren Krankheit. Agnes Finks Repertoire reichte von Shakespeare und Schiller bis zu Bond oder O'Neill. Die gebürtige Frankfurterin spielte zunächst in Leipzig, München und Zürich. Boy Gobert holte sie ans Hamburger Thalia Theater und nach Berlin.