: Streit ums Geld in Tunis, ein politischer Erfolg am Amazonas
■ Greenpeace muß Sparmaßnahmen beschließen
Berlin/Rio de Janeiro (taz/ AFP) – Seit Samstag kämpfen die Regenbogenkrieger hinter verschlossen Türen. In Tabarka, Tunesien, findet noch bis Mitte der Woche der Jahreskongreß der Umweltorganistation Greenpeace statt. Die Auseinandersetzungen unter den etwa 120 Delegationen der nationalen Sektionen und den Mitarbeitern der Zentrale sind noch nie größer gewesen. Es geht ums Geld. Weltweit geringere Spenden an die Umweltschützer zwingen zum Sparen. Etwa zehn Prozent der 1.200 Greenpeace- Angestellten müssen entlassen werden. Die Verwaltung soll gestrafft, die Zahl der Kampagnen auf wenige Schwerpunkte reduziert werden.
Noch 1990 hatte Greenpeace einen Überschuß von fast neun Millionen Dollar erwirtschaftet. Medienberichte wie ein Spiegel-Report über die „Geldmaschine Greenpeace“ trugen jedoch dazu bei, daß sich dies rasch änderte. Schon 1992 wies die Bilanz mit zwei Millionen Dollar erstmals ein Defizit aus. Die Zahl der zeitweise fünf Millionen Einzelspender nahm vor allem in den USA spürbar ab. Erste Sparmaßnahmen waren bereits 1993 auf der Jahresversammlung in Athen beschlossen worden. Dennoch spitzte sich die Krise weiter zu. Jetzt soll der Etat noch einmal um 3,5 Millionen Dollar auf dann 26,5 Millionen Dollar reduziert werden.
Betroffen von den Einsparungen sind vor allem die nationalen Gruppen in den ärmeren Ländern. Gerade dort aber wären auch bloß lokale Aufklärungsaktionen gegen den Raubbau an der Natur besonders nötig, meinen Kritiker der Sparpläne. Während die Delegierten noch auf dem Weg nach Tunis waren, melden die Aktiven einen Erfolg aus Lateinamerika. Ein brasilianischer Richter hob am Samstag eine einstweilige Verfügung gegen die Besatzung des Umweltkreuzers „MV Greenpeace“ auf. Die rund 50 Greenpeace-Mitglieder, darunter 35 Ausländer, dürfen bis auf weiteres in Brasilien bleiben. Am Donnerstag waren sie von der Polizei aufgefordert worden, innerhalb von 72 Stunden das Land zu verlassen. Sie hatten einen ukrainischen Frachter in der Hafenstadt Santarém am Amazonas besetzt, der 27.000 Tonnen Tropenholz nach Frankreich, in die Niederlande und nach Südostasien exportieren sollte.
Für José Augusto Padua, Koordinator der Greenpeace-Kampagne zum Schutz der tropischen Regenwälder in Lateinamerika, ist der Regierungsvorwurf, Ausländer würden sich in die inneren Angelegenheiten Brasiliens einmischen, lediglich ein Vorwand. „Es ist einfach nicht einzusehen, wieso die Zerstörer des Regenwaldes ihre illegalen Geschäfte ungestört fortsetzen, während friedlichen Demonstranten mit der Landesverweisung gedroht wird.“
Die Protestaktion in der Hafenstadt Santarem gehört zur weltweiten Greenpeace-Kampagne für den Schutz tropischer Regenwälder, die im vergangenen Mai in drei verschiedenen Kontinenten begann. Vor zwei Wochen machten die Umweltschützer im selben Hafen mit einem Transparent „Das Quecksilber aus Europa und den Vereinigten Staaten vergiftet Amazonien“ auf die „ökologische Zeitbombe“ am Äquator aufmerksam. Trotz der Drohung seitens der brasilianischen Bundespolizei, verhaftet und abgeschoben zu werden, wollen die Umweltschützer ihre Reise flußabwärts weiterhin fortsetzen. Astrid Prange/taz
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