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TU-Präsident plant Kulturrevolution

■ Nur noch technikorientierte Geisteswissenschaften sind erwünscht / Lehrerausbildung soll eingestellt werden

Die Technische Universität sieht ihre „Kernaufgabe“ künftig nur noch in „ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fragestellungen“. Nach seinem Vorschlag für einen Strukturplan, den TU-Präsident Dieter Schumann gestern vorstellte, sollen nichttechnische Disziplinen lediglich beibehalten werden, „soweit sie ihre Fragestellungen an denen der Entwicklung der Technik orientieren“.

Der Plan sieht daher die Einstellung aller Lehramtsstudiengänge vor, also die Abwicklung des jetzigen Fachbereichs 2 (Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften). Zur verzichtbaren „äußeren Peripherie“ zählt Schumann auch fast alle Magisterstudiengänge. Zunächst sollen Anglistik, Deutsche Philologie, Musikwissenschaft, Politikwissenschaft, Romanistik und Soziologie wegfallen. Zur Disposition stehen aber auch Geographie, Geschichte und Klassische Philologie, „vorausgesetzt, die finanziellen Rahmenbedingungen ändern sich noch einmal drastisch“. Dafür sollen die Technikbezüge im Fachbereich 1 ausgebaut werden. „Der geisteswissenschaftliche Bereich wird nicht verkleinert“, sagte Präsident Schumann unter dem Gelächter der anwesenden Studierenden.

Im „Kernbereich“ der TU, den Ingenieurwissenschaften, will Schumann die Studiengänge Physikalische Ingenieurwissenschaften, Gebäudetechnik, Lebensmitteltechnologie und Vermessungswesen streichen. Für die „engere Peripherie“, das sind die Wirtschafts- und Naturwissenschaften, haben sich Schumanns Planer eine andere Lösung ausgedacht. Sie sollen als „Kooperationsstudiengänge“ in Zusammenarbeit mit Freier und Humboldt-Universität fortgeführt werden. Damit setze der Plan die Forderung des Senats um, „zu einer Abstimmung zwischen den Universitäten zu kommen“. Diese ist aber noch nicht erfolgt, obwohl der Plan Mehrbelastungen für FU und HU bedeutet.

Die Vorschläge des Präsidenten lösten an der TU einen Sturm der Entrüstung aus. Vizepräsident Ulrich Steinmüller verwies darauf, daß die geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen bei der Gründung der TU 1946 bewußt einbezogen wurden, um als „Lehre aus der Nazi-Herrschaft“ einem „Technokratentum“ vorzubeugen. Er halte das Papier für „nicht mehrheitsfähig“.

Der Dekan des abwicklungsbedrohten Fachbereichs 2, Ulf Preuss-Lausitz, warf Schumann „Geheimplanung in irgendwelchen Mauschelgremien“ vor. Er habe „Druck bekommen“, noch vor der Sitzung des Abgeordnetenhauses am Freitag Sparvorschläge zu präsentieren. „Die Geisteswissenschaften werden nicht nur zu Hilfswissenschaften, sie werden für das Gesichtslifting der Ingenieur- und Naturwissenschaften mißbraucht.“ Der Präsident betreibe eine „Sabotage, die Mao mit der Kulturrevolution auch nicht besser hätte machen können“.

Die studentischen Gremienmitglieder fragten mit Blick auf Maschinenbau, Chemie, Elektrotechnik und Informatik, warum die TU „große Teile ihrer Ressourcen in Studiengänge investiert, bei denen die Nachfrage seit mehreren Semestern stetig abnimmt“. Die Pläne Schumanns bedeuteten „die faktische Rückkehr zur TH Charlottenburg“ und widersprächen der „Gründungsidee von 1946“. Ralph Bollmann

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