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Kopflos in die Krise?

■ Haben und Sein der taz im Norden

Die Konstruktion:

Die Genossenschaftsvollversammlung der taz hat sich für den Erhalt der beiden norddeutschen Lokalteile ausgesprochen. Deshalb wurden vergangenes Jahr die ehemals selbständigen Lokalteile Hamburg und Bremen zu einer Firma, der taz nord Verlags-GmbH, zusammengeführt. Alleinige Gesellschafterin der taz nord ist die taz-Genossenschaft in Berlin, Holding aller taz-Firmen. Die Aufgabe der taz nord Verlags-GmbH ist es, die beiden Lokalteile taz hamburg und taz bremen zu produzieren.

Die taz nord hat zwei Betriebsstätten, eine in Hamburg und eine in Bremen. Aus jeder Betriebsstäätte wurde ein/e GeschäftsführerIn vom Vorstand der Genossenschaft berufen.

Der Zusammenschluß von taz hamburg und taz bremen sollte ursprünglich die Stellung der beiden externen Lokalteile innerhalb der tageszeitung stärken. Mittlerweile hat die taz nord nur noch einen Geschäftsführer. Er ist verantwortlicher Redakteur in Bremen und zugleich Mitglied des Vorstandes der Berliner Genossenschaft. D.h., die Geschäfte der taz nord werden derzeit allein von einem Vertreter der Gesellschafterin geführt. Das stärkt die Position der externen Lokalteile gegenüber der Muttergesellschaft in keiner Weise, allenfalls die der Bremer Betriebsstätte.

Die Einnahmen:

Die Lokalteile akquirieren und veröffentlichen Anzeigen. Die Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft bleiben in der jeweiligen Betriebsstätte.

Das Recht, die tageszeitung zu verkaufen, hat ausschließlich die Berliner Firma. Die taz nord verdient nicht am Verkauf (Abos und Kiosverkauf). Sie erhält stattdessen einen monatlichen „Transfer“ aus Berlin. Dieser Transfer wurde vom Genossenschaftsvorstand festgelegt, er orientiert sich nicht an der Auflage, er beteiligt die norddeutschen Lokalteile nicht an Erfolg und Mißerfolg.

Die taz verkauft im Vetriebsgebiet der beiden Lokalteile 29,3 Prozent der Gesamtauflage. Die Auflagendichte in Hamburg und Bremen ist mit Sicherheit der Tatsache zu verdanken, daß es dort Lokalteile gibt. In vergleichbaren Städten ohne Lokalteile (München oder Nürnberg) ist die Auflage weit niedriger.

Lediglich DM 70.000 und damit weniger als ein Viertel der Verkaufseinnahmen (nach Abzug der Kosten für Druck und Vertrieb) aus ihrem Vertriebsgebiet fließen an die taz nord als Transfer zurück. Davon erhält die Betriebsstätte Hamburg jedoch wiederum nicht 59 Prozent, was ihrem Anteil an der taz nord-Auflage entspräche, sondern nur 50 Prozent.

Die Hamburger Betriebsstätte:

Bei der beschriebenen Einnahmesituation soll sich die taz hamburg zu 68 Prozent aus Anzeigen finanzieren. Das kann sie nicht. Die Anzeigeneinnahmen in Hamburg sind tazintern anerkanntermaßen hoch. Zur Sicherung und Steigerung dieser Einnahmen ist die derzeitige Personalausstattung das Minimum.

Der Vorstand der taz fordert jedoch einen Personalabbau von ca. drei Stellen und eine Kürzung des Budgets für freie MitarbeiterInnen, um das „Defizit“ auszugleichen, das entstanden ist.

Es entsteht eine „Zwickmühle“: Mit weniger Personal werden weniger Anzeigeneinnahmen erwirtschaftet. Mit weniger Anzeigeneinnahmen müssen noch mehr Stellen abgebaut werden.

Das ist „Kaputtsanierung“.

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