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Mehr Du als Sie

■ In den Unterhaltungssendungen des Fernsehens wird immer häufiger geduzt

Früher sagte uns der Knigge, wer wen wie anzureden hatte, Heute greift (nicht nur in taz-Interviews) Unsicherheit um sich. Schuld ist wieder mal, jetzt wissen wir's, das Fernsehen. Denn in den Unterhaltungssendungen reden die Moderatoren und -innen mittlerweile ihre Gegenüber am liebsten mit dem Vornamen an. Und zwar in 58 Prozent aller Gespräche mit Gästen, Kandidaten und Prominenten in den Quiz-, Rate- und Talk-Shows von ARD, ZDF, RTL, Sat.1 und Pro 7.

Am häufigsten ist das „Du“ mit Vornamen (42 Prozent); das distanzierte „Sie“ mit „Herr“ oder „Frau“ dagegen ist auf weniger als ein Drittel zurückgegangen. Die Mischform „Sie“ mit Vornamen, vor allem gegenüber KandidatInnen beliebt, macht 16 Prozent aus.

Ausgezählt und uns mitgeteilt hat dies das „Medien Institut Ludwigshafen“, das gerade eine breitangelegte Inhaltsanalyse von Fernseh-Shows durchführt. Hier erfahren wir auch, daß die Duzisierung des Fernsehens nicht etwa allein von den privaten Sendern vorangetrieben wird. Nicht bei den Quoten, aber beim Duzen hängt die ARD (mit 54 Prozent) im Untersuchungszeitraum November 93 bis April 94 die RTL-Konkurrenz (45 %) locker ab. Dichtauf folgt das ZDF (43 %), mit weitem Abstand vor Sat.1 (30 %).

Frauen, so haben die Medienforscher zudem herausgefunden, werden vertraulicher angeredet als Männer. Zwar ist das „Du“ gleich häufig. Das „Sie“ aber wird bei Frauen überwiegend mit dem Vornamen verbunden, bei Männern meist mit „Herr“. Und auch bei Prominenten nimmt man sich seltener das plump-anbiederische „Sie“ mit Vornamen heraus. MR

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