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Busineßtalk am Telefon

■ "Die taz wäre schon lustig" - Geissendörfers "Lindenstraße" sucht einen Sponsor. Aber einen mit "gewissem Niveau", wie einem Branchenblatt zu entnehmen war.

Sponsoring? Da wurde die taz natürlich hellhörig: Ganz professionell kontaktete die taz-Firma, die auch für unsere Eigenwerbung zuständig ist, den Herstellungsleiter der Geissendörfer Film-Produktion, Joachim Huth.

Eine Frauenstimme: Contrapress Media, Berlin, guten Tag. Spreche ich mit Herrn Huth?

Herr Huth: Ja, am Apparat.

Guten Tag, Herr Huth. Unser Herr Noe möchte Sie sprechen. Einen Moment, bitte, ich verbinde ...

taz: Noe. Guten Tag.

Joachim Huth, Geissendörfer Filmproduktion.

Herr Huth, schön, daß wir Sie erwischen. Wir haben es schon ein paarmal versucht. Ich weiß nicht, ob Sie unser Haus kennen? Die Contrapress Media?

(zögernd) Nein, leider jetzt nicht, nein.

Tja. Klein, aber fein, wie ich immer sage. Wir sitzen in Berlin und haben zum Teil Printerzeugnisse im Angebot, aber auch eine Reihe von Produkten aus dem Brandenburgischen.

Hm ...

Und ich habe jetzt von einem Kollegen ein Clipping auf den Tisch bekommen, bezüglich der „Lindenstraße“. Und das interessiert uns natürlich schon!

(zweifelnd) Ja?

Da stellt sich natürlich die Frage, auf welchem Preisniveau sich das abspielt. (senkt die Stimme) Ich schätze mal, daß die Einschaltquoten der „Lindenstraße“ doch einen deftigen Preis diktieren?

Ja, die ist ja nach wie vor sehr erfolgreich.

Ich bin ja auch schon eine ganze Weile dabei, und die Kinder wollen es auch immer sehen ...

Aha?

Also letzte Woche waren wir zum Beispiel alle sehr glücklich!

(erstaunt) Wieso? Was war?

Der Onkel Franz! Die Läuterung von Onkel Franz!

(erleichtert) Ach so! Ja, ja!

Herr Huth, mal geradeheraus gefragt: Zu welchen Konditionen läuft das bei Ihnen? Und vor allem vom Niveau her ...

Zielt Ihre Anfrage jetzt auf das Sponsoring?

Auf das Sponsoring.

Das sind sechs Sekunden vor und nach der Sendung.

Standbild oder bewegtes Bild?

Das kann der Sponsor machen, wie er will.

Was mich stutzig gemacht hat, ist die Formulierung in Ihrem Clipping, daß Sie auf ein bestimmtes Niveau abzielen. Da kann ich mir jetzt natürlich erst mal wenig drunter vorstellen. Ich habe, sag' ich mal, von der Spreewälder Gurke über den Werderschen Obstanbau bis hin zur taz, die Ihnen ja sicher bekannt sein dürfte, im Prinzip alles im Programm ...

Ja, also: Es geht darum, daß wir vom Image der Lindenstraße her keine Beschädigung wollen.

Wie?

Also, es käme ein (Pause) Atomkraftbetreiber für uns zum Beispiel nicht in Frage. Es käme wahrscheinlich auch ein Automobilhersteller für uns nicht in Frage. (zunehmend erregt) Zigaretten, Bier – das alles soll es nicht geben. Wünschenswert wäre natürlich eine Umweltorganisation. (resigniert) Aber die haben wohl nicht so viel Geld. Wir reden ja immerhin von einer Preiskategorie von 4-8 Millionen im Jahr.

Könnte man das splitten? Ich belege meinetwegen einen Monat oder einzelne Sendungen?

Besser man belegt ein ganzes Jahr.

(enttäuscht) Ach so.

Das wären dann 52 Sendungen. Wahrscheinlich würde nur das für den Sponsor einen Sinn machen.

(wieder munterer) Jetzt aber mal ganz offen, Herr Huth: In welcher Preisklasse spielt sich das ab?

Das kann man so nicht sagen, Herr Noe. Für uns ist das ja auch Neuland. Das sind wahrscheinlich so um die 80.000 pro Sendung. Wie gesagt, das ist jetzt keine konkrete Zahl. Das muß ausgerechnet werden, vom Tausender-Kontaktpreis.

Wird das über die ARD-Werbung abgerechnet?

Ja, das macht dann die ARW, ja.

Also, ich kann Ihnen das jetzt mal ganz offen sagen: interessiert wäre die (Pause) taz. Wie stünde es denn da mit dem Niveau?

Die taz wäre natürlich lustig. Das wär', das wär' (Pause), das wär 'n Gag!

Gäb's dann vielleicht auch mal die Möglichkeit, Onkel Franz mit einer taz in der Hand zu sehen? Aber das geht wohl nicht mehr, seit der Nesquick von Mutter Beimers Tisch geräumt worden ist, was?

(bestimmt) Da haben Sie völlig recht. Ich will das jetzt mal ganz ernsthaft aufgreifen: Es wird keinen Einfluß des Sponsors auf Inhalte, auf Requisite oder so geben. Mit unserem Angebot ist keine Produktplazierung verbunden.

(triumphiert) Früher gab's das aber mal! Product placement!

Ja, aber die Firma Geissendörfer hat damit keinen Gewinn erzielt. Das war die Naivität, daß man gedacht hat, man müsse das Leben so nachspielen, so wie es eben ausschaut ...

Und da gehörte der Nesquick dann dazu.

Da gehörte der Nesquick dazu.

Mittlerweile sind die Schnapsflaschen ja richtiggehend abgeklebt!

Ja, ja, wir sind da inzwischen ganz, ganz strikt.

(kurze, etwas peinliche Pause)

Und wie ist bisher das Interesse an Ihrem Clipping?

Oh, wir werden schon viel kontaktiert. Es sind aber doch viele dabei, die sehr hausfraulich orientiert sind ...

... Mutter Beimer läßt grüßen.

Ja, ja, Spülmittel und so. Das reißt uns nicht vom Stuhl. Das muß uns imagemäßig ja was bringen. Die taz wäre da schon eine witzige Alternative. Die Frage ist nur, ob die das Geld haben. Ich sage mal, die Geissendörfer Film wird da sehr auf ihren Partner achten. Finanziell ist aber die ARW verantwortlich. Wir achten nur auf den Namen des potentiellen Partners. Die taz wäre da schon witzig.

Tja, Herr Huth, das hört sich ja alles sehr interessant an. Da werde ich bei meinen Geschäftspartnern mal nachfühlen. Sie hören sicher noch von mir. Verbleiben wir so?

Ich danke sehr für Ihr Interesse, Herr Noe.

Nichts zu danken, Herr Huth. Auf Wiederhören.

(Klick) Interview: Stephan Noe

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