: Auch Esso will mehr Sprit sparen
■ Energieprognose des Mineralölkonzerns für das Jahr 2010
Berlin (taz) – Atomkraftwerke sind noch am Netz, neue Reaktoren werden aber schon lange nicht mehr gebaut. Der Widerstand der Bevölkerung gegen dieses Auslaufmodell hält an. Auf den verstopften Straßen haben sich Greenpeace-Motoren durchgesetzt. Die Zahl der Autos wird bis zum Jahr 2010 auf 46 Millionen anwachsen, aber sie werden weniger Sprit verbrauchen. Ohne Rücksicht auf Verluste sagt die deutsche „Exxon“-Tochter Esso voraus, daß der Absatz von Benzin und Diesel von heute 53 Millionen auf 48,5 Millionen Jahrestonnen sinkt.
Die Prognose, die gestern unter dem Titel: „Mobil bleiben, Umwelt schonen“ vorgestellt wurde, rechnet mit einer grundsätzlich gelingenden, ökologischen Wirtschaftsreform. Erstmals wird die Wirtschaft in Deutschland wachsen, ohne daß zugleich die Nachfrage nach Energie zunimmt. Die Bevölkerung bleibt mit 81 Millionen konstant, die Wirtschaft wächst um 50 Prozent, beide zusammen verbrauchen jedoch nur 483 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten an Primärenergie. Das entspricht der Menge des Jahres 1993.
Diese Recheneinheit jedoch, die heute noch einer historischen Realität entspricht, wird zunehmend bedeutungslos. Stein- und Braunkohle zusammen werden in Deutschland nur noch zu einem Viertel an der Energieproduktion beteiligt sein. Im Westen wird ihr Beitrag noch geringer sein, dieser klimaschonende Effekt wird jedoch durch einen offenbar in zwanzig Jahren immer noch nachwirkenden Nachholbedarf der ostdeutschen Länder gebremst.
Auch der deutsche Gesamtverbrauch an Mineralöl wird bis zum Jahr 2010 um sieben Prozent auf dann 182 Millionen Jahrestonnen fallen. Weil sich die Esso AG im Einklang mit allen anderen Energieversorgern heftig gegen eine Subventionierung regenierbarer Energien wehrt, nimmt ihre Studie an, daß der Anteil von Sonne und Wind nur „unbedeutend wachsen“ werde. Der sinkende Einsatz von Kohle und Öl wird ausschließlich durch sparsame Energietechniken und Erdgas kompensiert. Dessen Anteil wird von heute 18 auf 24 Prozent im Jahr 2010 wachsen. Niklaus Hablützel
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