: Akten können doch keine Häuser kaufen
■ Neue Indizien gegen Gregor Gysi
Berlin (taz/dpa) – Laut Stern erhärtet ein handschriftlicher Eintrag im „Arbeitsbuch“ des früheren Stasi-Offiziers Günter Lohr den Verdacht, daß es sich bei IM „Notar“ doch um den PDS-Politiker Gregor Gysi handelt.
Der Sprecher der Gauck-Behörde, Thomas Rogalla, bestätigte der taz, dieses Buch sei erst vor wenigen Wochen aufgefunden worden. Darin habe am 31. Januar 1984 der Offizier Lohr gefragt: „Ist Haus schon verkauft an ,Notar‘?“ Für den Stern ein klarer Hinweis darauf, daß die bisherigen Angaben Lohrs zu Gysi so nicht stimmen können. Unter dem Titel „Notar“ habe er nur eine Materialiensammlung aus den unterschiedlichsten Quellen angelegt, Gysi sei nie Inoffzieller Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen. Ein solche Sammlung, hält der Stern dagegen, dürfte aber „schwerlich in der Lage sein, ein Haus zu kaufen“.
Gysi hatte ein Haus in Buckow bei Berlin gekauft, nachdem die darin wohnende Familie Eckert 1983 ausgereist war. Grundlage für die Notiz sei die Anfrage einer Stasi-Abteilung gewesen, die näheres über Thomas Eckert erfahren wollte. So sei auch eine „Einschätzung ,Notar‘ zu E.“ gewünscht worden. Laut Stern war Thomas Eckert 1983 aus der DRR ausgereist. Das Anwesen hatte er seiner geschiedenen Frau übertragen, die Ende 1983 ausreiste. Das Haus habe sie für rund 60.000 DDR-Mark an den Rechtsanwalt aus Berlin verkauft, an den heutigen Bundestagsabgeordneten Gysi, schreibt der Stern.
Gysi warf der Illustrierten unterdessen vor, unvollständig aus dem Vermerk zitiert zu haben. Dort heiße es weiter: „Was ist mit 4 Schränken (Kulturgut der DDR) muß angemeldet werden, Unbedenklichkeitsbescheinigung will ,Notar‘ ausschreiben.“ Zur Ausfuhr von Kulturgut hätte er niemals eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen können. Er wiederholte, er habe zu keiner Zeit mit der Stasi zusammengearbeitet. wg
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