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Boom-Branche Bio-Baumärkte

■ Öko-Baustoffe verlassen die Naturkostläden und erobern jetzt auch die Baumärkte

Wenn sich HeimwerkerInnen in großen Baumärkte an das Verkaufspersonal wenden, erhalten sie oft keine oder falsche Auskünfte. Das haben TesteinkäuferInnen der Hamburger Verbraucher-Zentrale festgestellt. Als die TesterInnen sich nach dem sachgerechten Einbau von Dämmstoffen erkundigten, wurden sie nicht einmal vor den Gefahren der krebsverdächtigen Mineralfasern gewarnt.

Wilfried Bobles, Inhaber des Ökohaus Am Neuen Weg in Hamburg-Bergedorf, ist auf solche Baumärkte gar nicht mal schlecht zu sprechen. Der Grund: Sie schicken ihm die KundInnen, die zu viele Öko-Fragen stellen. Angst davor, daß die Großen eines Tages auf die Öko-Schiene aufspringen und damit die Existenz seines kleinen Öko-Baumarktes gefährden könnten, hat Bobles aber nicht.

Er könnte sich irren. So führt das Öko-Zentrum Nordrhein-Westfalen in Hamm bereits Verhandlungen mit einem der Größten der Branche über ein Pilotprojekt: Entstehen soll ein Öko-Baumarkt mit Vollsortiment vom Schraubenzieher über Baustoffe bis hin zur Toilettenschüssel. Ein Problem ist bisher noch die Finanzierung von acht bis zehn Millionen Mark. Das Geld dürfte gut angelegt sein. Bereits jetzt zeigen 35 Prozent der privaten HäuslebauerInnen Interesse an ökologischen Materialien und Methoden.

Im Kleinmaßstab gibt es das Hammer Modell bereits im bayerischen Rosenheim. Mit 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche ist die Öko Arche in Bayern der größte Öko-Baumarkt. Ihr Angebot umfaßt Vollholzböden, Holzbadewannen, Fenster, Türen, ökologische Dämm- und Baustoffe, Möbel, Solaranlagen und Windkrafträder.

Verglichen mit den bundesweit 3500 großen Baumärkten machen sich die 200 Klein- und Kleinstbetriebe der Öko-Baumarkt-Szene derzeit aber noch äußerst bescheiden aus.

Der Markt dagegen ist riesig. Bis zum Jahre 2000 wird, nach Angaben des Münchener Instituts für Freizeitwirtschaft, die Zahl der 31 Millionen HeimwerkerInnen noch um zehn Prozent steigen. Für umweltfreundliches Bauen sagt eine Studie von Christophers Market-Research sogar Wachstumsraten von jährlich 25 Prozent voraus – und das für die nächsten fünf bis sieben Jahre. Peter Hermes

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