: Schwer benebelt im Regen
■ Mit synthetischem Regenschutz für Leder und Textilien werden noch immer schädliche Chemikalien versprüht / Öko-Test rät: Essigsaure Tonerde tut's auch
Sauwetter! Während sich eine FU-Projektgruppe um den Sommersmog sorgt und der frischgebackene Chef-Sozi Klaus Böger eitel Sonnenschein in der Fraktion verbreitet, gießt es draußen wie aus Kübeln. Da helfen auch keine dicken Socken mehr, wie Diepgen sie für seine Aussage im Kunzelmann-Prozeß anziehen sollte, da muß wetterfeste Kleidung her.
Vielfach werden dazu Imprägniersprays benutzt. Diese machten Anfang der achtziger Jahre Schlagzeilen. Viele Menschen hatten sich beim Sprayen damit vergiftet. Auf welche Inhaltsstoffe die besondere Gefährlichkeit einzelner Produkte zurückzuführen war, ist bis heute nicht endgültig geklärt.
Öko-Test wollte wissen, ob auch die neuen Rezepturen gefährlich sind, und hat 34 Sprays, Pumpzerstäuber und Flüssigkeiten untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, daß immer noch gesundheitsschädliche Chemikalien versprüht werden. „Empfehlenswert“ sind nur drei Produkte: die Imprägnierbäder Water-Proofer (VauDe Sport) und Granger's Super-Pel, beide auf Wasserbasis, sowie die Tapir Stoffimprägnierung zum Auftragen.
Asthma-Krämpfe und verklebte Lungenbläschen
Zu kritisieren sind nicht nur die häufig enthaltenen Treibgase Propan und Butan und die als Lösemittel eingesetzten Benzindestillate. In hohen Konzentrationen eingeatmet, wirken sie narkotisierend, ständiger Kontakt mit ihnen führt möglicherweise zu schweren Gesundheitsschäden. Geringe Mengen können Atmungsorgane und Augen reizen. Acht Produkte enthalten zudem krebsverdächtige halogenorganische Verbindungen.
Noch problematischer sind die eigentlichen Imprägnierwirkstoffe – zumeist sehr beständige Fluorcarbonharze, Silikonöle und -harze. Werden sie beim Sprühen eingeatmet, können sie sich auf die Bronchien legen und zu asthmaartigen Verkrampfungen führen. Falls sie bis in die Lunge gelangen, können sie die Lungenbläschen verkleben, den Austausch von Sauerstoff und damit die Atmung behindern. Da sie vom Körper nicht abgebaut werden, sammeln sich diese Imprägnierchemikalien dann auf Dauer in der Lunge. Beim wiederholten versehentlichen Einatmen selbst geringer Mengen könnte es deshalb zu gefährlichen Langzeitwirkungen kommen.
Die Argumentation der Industrie, daß Pumpzerstäuber in diesem Punkt besser seien als Sprays, weil sie größere, nicht lungengängige Tröpfchen versprühten, kann Öko-Test nur bedingt nachvollziehen. Denn erfahrungsgemäß geben gute Pumpzerstäuber auch sehr feine Sprühnebel von sich, die wahrscheinlich auch lungengängige Partikel enthalten. Bis zu den Bronchien können die Substanzen allemal gelangen.
Bis zu den Bronchien kommt das Gift allemal
Schlechte Pumpzerstäuber mögen zwar den Wirkstoff in großen Tropfen auf das Textil spritzen. Dann kann man diesen aber auch besser gleich mit einem Schwamm auftragen, wie es die Firma Tapir bisher als einziger Hersteller im Test für seine Tapir Stoffimprägnierung empfiehlt. Ein umwelt- und gesundheitsverträgliches Imprägniermittel für Naturfasern ist laut Öko-Test essigsaure Tonerde, die es in Apotheken oder Bioläden zu kaufen gibt.
Das – gewaschene – Kleidungsstück wird bei dieser Methode in eine Lösung aus neun Litern Wasser und einem Liter essigsaure Tonerde über Nacht eingeweicht. Kleidung aus Baumwolle oder Baumwollmischgeweben lasse sich auch trocken mit einem Block Grönland-Wachs von der Firma Fjällräven imprägnieren. Dazu werde das Wachs dünn und gleichmäßig auf den Stoff gerieben und eingebügelt oder mit der Heißluft eines Haartrockners fixiert. ca/Peter Hermes-ötm
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