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Börsenschließung wird dementiert

■ Bremen kann vorerst Börsenplatz bleiben / Bedrohung durch Frankfurter Großbanken / „Schließung wäre nicht sinnvoll“

Mit einem lautstarken Dementi hat die Deutsche Börse AG in Frankfurt Meldungen zurückgewiesen, sie habe die Schließung der norddeutschen Regionalbörsen in Bremen, Hamburg und Hannover im Sinn. Es gebe weder ein Strategiepapier noch eine Studie oder entsprechende interne Überlegungen zu diesem Thema, heißt es jetzt in einer Presserklärung der Frankfurter Börsen-Chefs. Die Regionalbörsen selber waren allerdings in den letzten Tagen durchaus von solchen Überlegungen informiert worden und hatten postwendend intern und öffentlich dagegen protestiert.

Einen direkten Einfluß auf die Bremer Börse hat die Frankfurter Deutsche Börse AG sowieso nicht. Lediglich umgekehrt halten die Regionalbörsen zusammen 10 Prozent der Frankfurter Aktien. Die Bremer Börse hat dagegen einen eigenständigen privatwirtschaftlichen Träger, und über einen möglichen Entzug ihrer Zulassung müßte Bremens Wirtschaftssenator Claus Jäger entscheiden. Doch der hat bereits deutlich gemacht, daß das für ihn überhaupt nicht in Frage kommt.

„Aber natürlich wären die Frankfurter Großbanken in der Lage, großen wirtschaftlichen Druck auf den Börsenplatz Bremen auszuüben“, meint der Geschäftsführer der Bremer Wertpapierbörse, Schubert. Dafür müßten die Banken lediglich ihre Händler von der Bremer Börse abziehen, rund die Hälfte des Umsatzes von rund 130 Milliarden Mark im Jahr würde dann wegfallen.

Eine Zentralisierung der deutschen Börsenaktivitäten in Frankfurt sei angesichts der fortgeschrittenen elektronischen Kommunikation in diesem Bereich zwar „jederzeit möglich“, „strukturell“ jedoch nicht sinnvoll, meint Schubert. Schließlich gebe es auch in Japan neben Tokio noch sieben Regionalbörsen, die immerhin für 20 Prozent des Gesamtaktienumsatzes sorgen würden. Und im Vergleich zu Frankfurt seien die Nebenkosten des Aktienhandels in einer kleinen Börse wie Bremen deutlich niedriger.

Das schlage sich nicht zuletzt auch in den Zahlen wieder. Von allen deutschen Börsen habe Bremen die höchsten Wachstumsraten und in diesem Jahr ein neues Rekordumsatzergebnis vorzuweisen. „Zumindest in den nächsten zwei Jahren wird es keine Schließung geben“, meint Schubert denn auch nach einer Sitzung der Börsen-Geschäftsführer in dieser Woche, „und weiter kann man in unserem Geschäft sowieso nicht blicken.“ Die Bremer Börse beschäftigt rund 30 MitarbeiterInnen direkt und indirekt auch weitere 40 bis 50 Händler. Ase

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