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Gib' mir den Weser-Blues

■ Jazz in Bremen (5): Die „Musiker-Initiative Bremen“ hat gute Argumente für den Jazz, aber immer weniger Mitstreiter

Natürlich könnten auch sie sofort ein Klagelied anstimmen; es klänge wahrscheinlich gar nicht mal schlecht. Schließlich haben wir es hier mit passionierten Musikern zu tun. Die aber greifen im Zweifelsfall lieber zu ihren Instrumenten und stoßen unverdrossen ins Horn. Die Musiker-Inititiative gehört nicht eben zu jenen Kulturgruppen, die ständig im Gespräch sind. Das Geld ist knapp, das öffentliche Interesse nicht überwältigend – aber die MIB hat das, was der Jazz braucht: Raum; von der schlichten Sorte zwar, aber im alten Brauereihaus in der Neustadt wird gejammt, daß noch aus dem trauigsten Blues zuweilen eine überschäumende Fusionnummer wird.

Das Klischee von der verrauchten Spelunke erfüllt der frisch geweißte Braukeller nicht gerade. Klapptische, Ikeastühle, eine Kiste Becksbier – aber eine kleine Bühne. Wenn dort allwöchentlich Klaus Fey mit seinem verlebten Saxofon zur Session bläst, wenn dann noch ein paar beherzte Amateure einsteigen und aus Miles Davis' Schleicher „So What“ eine mitreißende Uptempo-Partie machen – dann breitet sich hier wahre, warme Jazzclub-Atmosphäre aus.

Denn diese Bühne ist eine für alle. Die Schüler der MIB-Ensemble-Schule, die Amateure, die Profis wie Klaus Fey und die hohen Gäste von auswärts, die zur „Improvisationen“-Reihe anreisen – die MIB will ihnen allen ein Forum bieten. Den Untertitel des Vereins nimmt Klaus Fey, derzeitiger Vorsitzender, immer noch ernst: „Verein zur Förderung der nichtkommerziellen Jazzmusik“. Lobbyarbeit hat der Jazz nach wie vor nötig.

Als Kulturschaffender, sagt Fey, „hat ein Jazzmusiker immer noch eine schwache Position“. Die MIB war Mitte der 80er Jahre angetreten, um das zu bessern. Sich kennenlernen und solidarisch für mehr Gehör zu kämpfen – das war der Antrieb der Initiative. Dabei hat die MIB inzwischen eine Etage im altem Brauereihaus im Buntentorsteinweg erstritten. Übungsräume, ein Büro und vor allem der Session- und Konzertraum bieten den Musikern eine, wenngleich schmale, Arbeitsgrundlage. Und auch Raum für Experimente: Hier mischen sich die seltsamen Euphoniumklänge des Uli Sobotta mit dem experimentellem Gitarrengetüftel von Dave Draper; hier mixt der „Groove Out Club“ allmonatlich Jazz-Raritäen mit schwarzen Dancefloorrhythmen. Und zwischendrin paukt Fey mit dem Bremer Nachwuchs die Realbook-Standards.

So what? Alles bestens? Naja; sieben Jahre nach Gründung zählt Fey doch so einige Verschleißerscheinungen auf. Nicht nur den üblichen Personalwechsel – obwohl er der Eindruck hat, daß „die guten Leute“ eher aus Bremen wegziehen, sobald sie etwas bekannter werden. Nein; der Nachwuchs ziert sich auch noch extra. „Früher war es eine Selbstverständlichkeit, in der MIB zu sein“, sagt Fey. Aber gerade die jungen Leute ließen sich auf den Solidargedanken, und die damit verbundene ehrenamtliche Mitarbeit, viel weniger ein. Vielen „fehlt der Atem, um hier langfristig Kulturpolitik zu machen“. Lieber schnell unterkommen, bei der NDR-Bigband zum Beispiel.

Dennoch, oder gerade deswegen, wünscht sich Fey, „daß die MIB wieder mehr politisches Gewicht bekommt.“ Und die Bedingungen dafür sind gar nicht übel. Denn was aus der Probeküche in der alten Brauerei kommt, hört sich nach wie vor vielversprechend an, ob bei den Sessions, Workshops oder Konzerten: knackig, frisch und weltoffen. Nicht die schlechtesten Argumente für den Jazz. tom

Nächste MIB-Sessions: Heute, 21 Uhr, Café Kunst in der Dechanatstr. 13-15; morgen, 21.30 Uhr, MIB im Buntentorsteinweg 112

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