: Reststoff Fernseher
■ Neuer ABM-Beruf: Zerlegungsfachkraft für Elektroschrott
Ehre wem Ehre gebührt. Das muß sich Christian Hawel, der Leiter des Bremer Arbeitsamtes, gedacht haben, als er am Freitag auf einer Pressekonferenz der Gröpelinger Recycling-Initiative und der Arbeitssenatorin Sabine Uhl erschien, wutschnaubend, denn: Er war gar nicht eingeladen worden. „Obwohl die Bundesanstalt für Arbeit das Projekt mit 1,2 Millionen Mark fördert“, beschwerte sich Hawel.
Der Chef des zweiten Bremer Arbeitmarktes war deutlich verschnupft, und das nicht nur wegen der verpatzten Einladung. Recycling-Projekte gehören, wenn auch üppig gefördert, nicht zu den Lieblingskindern der Arbeitsbeschaffer. Die Recycling-Maßnahmen, die im Hause der SPD-Arbeitssenatorin Uhl immer wieder vermittelt und erdacht werden, erbringen nämlich nicht den gewünschten Effekt: „Wir haben in diesem Bereich aus noch unbekannten Gründen eine ungewöhnlich hohe Fluktuation.“ Mit diesen Worten goß der Arbeitsamtsleiter einen großen Schluck Wasser in den Wein, der anlässlich eines neuen Recycling-Zweiges in Gröpelingen ausgeschenkt werden sollte: Auf 15 neuen Arbeitsplätzen, aus Arbeitsbeschaffungs- und BSHG-Mitteln finanziert. In der neuen Maßnahme sollen für die nächsten zwei Jahre Elektrogeräte und Fernseher zerlegt werden.
„Ein Modellprojekt,“ freute sich dagegen Arbeitssenatorin Sabine Uhl. Ihr Ressort erhofft sich aus der Zerlegungs-Maßnahme eine neue Qualifikation für die eingestellten Langzeitarbeitslosen. Denn bislang gibt es kaum standardisierte Berufe auf dem Verwertungs-Sektor – auch wenn die in absehbarer Zeit mit der Umsetzung entsprechender Gesetze entstehen werden, glaubt die Senatorin. Dauerhafte Arbeitsplätze sollen auch aus einer Zusammenarbeit mit dem Reststoff-Verwerter Erwin Meyer hervorgehen. Der übernimmt zur Zeit die Zulieferung und Entsorgung von Restbestandteilen der Geräte – vom Fernseher über den Computer-Bildschirm bis zur Micro-Welle. Dafür bekommt er die Dienstleistung des fachgerechten Zerlegens und Sortierens gratis.
Doch was die Zukunft angeht, da ist der Unternehmer Meyer noch zurückhaltend. Die Rücknahmepflicht für Elektroschrott ist noch nicht gesetzlich verordnet: Solange die Elektrogeräte nicht vom Hersteller selbst entsorgt werden müssen, hapert es ihm an Material. Erst wenn das kommt, lohnt sich das Geschäft für den privaten Unternehmer, der zudem befürchtet, daß kommunale Betriebe die Aufgaben übernehmen werden. Schon deshalb wolle er „in punkto Arbeitsplätze nichts versprechen.“
Eva Rhode
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