: Nicht senden! (2) -betr.: Die heute geplante Ausstrahlung des niederländischen Filmes "Tod auf Verlangen" in N3
Betr.: Dito
Offener Brief an Jobst Paul, den Chefredakteur des NDR
Mit diesem Film wird Werbung gemacht für die Tötung von Menschen, die nicht der Norm dieser Gesellschaft entsprechen. Dieser Film sagt nichts anderes, als daß wer nicht mehr verwertet werden kann, weil er krank ist (oder keine Lust hat!), besser getötet gehört.
Die Vernebelungsschleife ist, daß er die vollzogene Tötung „Sterbehilfe“ nennt, und daß er diesem Fall von indirekter Selektionspraxis eine „Freiwilligkeit“ des Betroffenen unterschiebt. Zunächst ist einzuwenden, daß es sich im vorliegenden Beispiel um einen Einzelfall handelt, der auch einzeln zu untersuchen ist. Durch das Massenmedium Fernsehen jedoch bekommt dieses Beispiel einen völlig anderen Charakter: Einzelschicksale werden verallgemeinert. Eine unvorstellbar bedrohliche Verschärfung der Lebenssituation von alten, kranken und behinderten Menschen ist die Folge. Lebhaft stelle ich mir vor, wie sich die Attentäter, die vor ca. einem Jahr den SonderschülerInnen der Schule Am Wandrahm Prügel und mehr androhten, ab Donnerstag bestätigt, ja bestärkt fühlen müssen: Ist doch ein Leben, abweichend von unserer Norm kaum noch was wert, nach diesem Film!
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung hat dieser Film natürlich eine ganz gezielte Wirkung, die natürlich von den Machern und Finanzierern dieses Films auch so gewollt ist: nämlich einen weiteren Schritt in Richtung Tabubruch „Diskussion über den Lebens-Wert von alten, kranken und behinderten Menschen“ zu unternehmen; eine Diskussion, wird sie erst in einem „seriösen“ Rahmen geführt, beide Antworten impliziert, nämlich ja – lebens- wert und nein – ..., dieses Nein führt zur Tötung dieser Menschen, also zum Mord! Dies muß Menschen verunsichern und kann Schlimmstes auslösen, darum darf dieser Film nicht ausgestrahlt werden.
Herr Paul stoppen sie diesen Film. Keine Diskussion über Euthanasie-pro-contra! Bernd Müller
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