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Weihnachtsmänner auf Halde

■ 3000 Jahresendfiguren können nicht irren: Eine Soltauer Privatsammlerin glaubt ganz besonders an den Weihnachtsmann

Friederike ist zehn Jahre alt, und sie will eigentlich noch an den Weihnachtsmann glauben. Was sie bei einem Besuch im Soltauer Heimatmuseum zu sehen bekommt, stürzt die Kleine mit den großen blauen Augen aber in tiefe Zweifel: An der Wand hängt der Freudenbringer als bärtige Plastikmaske und sieht so ganz anders aus als gewohnt. Mit schnarrender Stimme ruft er batteriebetrieben schauerlich „Ho-Ho-Ho – frohe Weihnachten“. Seinem Kollegen in Form eines Hampelmannes gelingt es auch nicht, den Kindern die rechte Vorfreude aufs Fest zu vermitteln.

Die beiden Figuren gehören zu einer Sammlung von über 3 000 Weihnachtsmännern, die die 48jährige Hausfrau Eva-Maria Niemann aus Soltau in den vergangenen 20 Jahren zusammengetragen hat. Rund 600 Darstellungen sind bis zum 21. Dezember zu sehen.

Reichhaltig ist die Vielfalt der Materialien und Formen der Weihnachtsmänner aus China, Ägypten, Indien, England, Dänemark und der Ukraine. Aus Gummi ist das Weihnachtsmann-Spielzeug für spanische Hunde, aus Holz der Mann im roten Mantel mit Kuh, Schwein und Hase kommen von den Philippinen. Blech, Emaille, Gips und Glas, Salzteig, Zinn und Wachs vervollständigen die Sammlung. Kaum ein Gebrauchsgegenstand, der nicht vom guten alten Father Christmas, von Sinterclaas, von Pere Nöel oder dem „gooden ollen Wiehnachtsmann“ künstlerisch oder kitschig verziert worden wäre.

Eva-Maria Niemann hat in ihrem Keller jahrelang weihnachtsmannverzierte Seifenspender, Telefonkarten, Topflappen, Krawatten, Schuhe oder Anhänger vom „Winterhilfswerk“ 1934 gesammelt. Alle Schätze aus den letzten 100 Jahren hat sie katalogisiert, immer mit dem Traum im Hinterkopf, eines Tages ein kleines Museum mit Weihnachtsmännern auszustatten.

In ihrer Wohnung allerdings würde die Sammlerin nicht einmal ihr Lieblingsstück, den fast einen Meter großen, dickbäuchigen und tiefgründig glotzenden „Ralf“ aus künstlerisch modelliertem Plastik stehen haben wollen. „Das würde mich verrückt machen, rund ums Jahr von Weihnachtsmännern umgeben zu sein“, sagt Eva-Maria Niemann. dpa/lni

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