Gesamtwirkung berauschend

■ Die NDR Sinfoniker bejubelten die Alpen im Metropolis-Kino

Lichtspiele und andere Naturphänomene in lupenreiner, wenn auch etwas nostalgischer Kinokultur bot das Metropolis Mittwoch abend. Im Kampf mit dem Berge, die Vorführung des Films aus dem Jahre 1921 samt einer live gespielten Orchesterbegleitung, führte die Zuschauer in eine atemberaubende Alpengletscher-Schluchtenlandschaft, „in die man die Türme des Kölner Doms versenken könnte“. Dazu spielte das NDR-Sinfonie-Orchester die für den Film eingerichtete Musik von Paul Hindemith in einem eigens dafür eingerichteten Orchestergraben.

„Die Wanderung eines Menschenpaares wird geschildert, ausgehend vom Riffelsee. Das Ziel ist der 4500 Meter hohe Lyskamm. Die Überfülle von prächtigem Bildmaterial, die Wolkeneffekte, Gletscherpanoramen und Hochgebirgsmotive sind photographisch einwandfrei gelungen und in ihrer Gesamtwirkung berauschend...“, heißt es in einer Pressenotiz vom Oktober 1921 zu dem Stummfilm von Arnold Fanck.

Tatsächlich eignet sich die schneebedeckte Gipfelkette der Alpen hervorragend für eine tonlose Schwarzweiß-Verfilmung. Gut auch, daß es zu der witzigen und zeitweise ironischen Begleitkomposition Hindemiths kam. Sie ist einer zufälligen Begegnung der beiden Künstler zu verdanken. Hindemith nahm an einer privaten Voraufführung im Hausflur des Regisseurs Fanck teil und synchronisierte das Werk musikalisch.

Man mag dem großen Publikum im Metropolis, das sich einer „Alpensinfonie in Bildern“ und Klängen hingibt, vorweihnachtlichen Hedonismus vorwerfen. Eindrücklich in der Landschaftsdokumentation bleibt letztlich die Großartigkeit der Natur und das anrührende Bemühen und Gelingen des Menschen, sich nur mit seinen körperlichen Kräften daran zu messen, ohne es mit lärmkrachender Supermaschinerie zu traktieren. Hindemiths Musik versetzt dieses „Bezwingen“ mit gebührlicher Ironie. Das Publikum reagierte mit viel Applaus. Aus diesem Grund ein frommer Wunsch: Um Wiederholung wird höflich gebeten.

Elsa Freese