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Derdiedas, wiesoweshalbwarum

■ „Muppets, Monster & Magie. Die Welt von Jim Henson“ im Fernsehturm

Als es früher noch Fundamentales zu klären gab, da war es vor allem der etwas verwaschene Grobi mit dem Eierkopf, der unermüdlich atemlos die bedeutendsten Erkenntnisse vermittelte. Fast am Horizont hinter der Puppenspielmauer verschwindend, ruft er mit dünnem Stimmchen: „Jetzt bin ich in der Ferne!“, dann wieder schlappt er sich ganz dicht an die Mauer heran, bis er sagen kann: „Jetzt bin ich nah!“

Ah, es ist noch nicht ganz klar? Na gut, er zeigt's also noch mal und schlipp-schlappt in die Ferne und kommt wieder heran. Fern – nah, fern – nah, bis der arme unendlich gutmütige Grobi, der nicht merkt, daß man's schon gleich begriffen hatte, einen pädagogischen Erschöpfungskollaps erleidet und gar nicht mehr zu sehen ist, weil er ganz tief am Boden liegt. Tief? Das lernen wir beim nächsten Mal.

Der Grobi ist ein Muppet, was so viel heißt wie halb Marionette, halb Puppet. Er gehört zur großen Muppet-Familie, die Jim Henson in den 50er Jahren in Amerika mit der Fünf-Minuten-Show „Sam and Friends“ begründete. Daraus entwickelte sich in den 60er Jahren zunächst die Sesamstraße, später gab's die Muppet Show und irgendwann auch die Fraggles, die Muppet Movies und auch die gnubbeligen Gestalten aus den Fantasy-Filmen „Der dunkle Kristall“ und „Labyrinth“ gehören dazu.

Grobi gehört zur „ersten Kategorie“ dieser klassischen Muppets der ersten Generation, über die wir in der Ausstellung „The Vision of Jim Henson“ ähnlich Fundamentales erfahren wie einst von ihnen in der Sesamstraße. Zu dieser „ersten Kategorie“ gehört auch der kleine grüne Filzheld aller Muppet-Shows: Kermit nämlich. Der wurde einst aus einem grünen Übergangsmantel von Jim Hensons Mutter zusammengenäht und bis zu Hensons Tod von ihm selbst gespielt.

Ach so, erste Kategorie: das sind die Muppets, die von einem Puppenspieler allein gespielt werden können, mit der rechten Hand betätigt er den Kopf, d.h. auch Augen, Mund und Ohren, wenn er welche hat, mit der linken bewegt er die Hände mit Hilfe von dünnen Stöckchen. Für die zweite Kategorie, zum Beispiel Ernie und Fozzie Bär, muß man zum Spielen schon zu zweit sein, weil im Kopf und jeder Hand je ein Puppenspielerarm steckt. In Bibo und Sweetums steckt ein ganzer Puppenspieler, und die riesiggroßen, wie Gawky Birds und Boss Men werden von schwarz gekleideten Spielern vor schwarzem Hintergrund bewegt.

Im Ausstellungszentrum des Fernsehturms erfährt man außerdem, wie Kermit Fahrrad fährt, wer Gonzos Nase langzog und wie die Schweine in den Weltraum kamen. Sehr lehrreich alles, doch immer noch längst nicht so interessant wie die Räume, in denen die Bildschirme stehen und man abwechselnd die Muppets-Weihnachtsgeschichte (nach Charles Dickens mit Waldorf und Stadler als Geister), die Fraggles, alle Muppet-Show-Folgen und Geschichten aus der Sesamstraße in allen möglichen Sprachen ansehen kann. Mit Ernie (oh, die Geschichte, in der der runde Herr mit Schlapphut es versteht, dem leichtgläubigen Tropf eine Flasche Luft zu verkaufen), Bert mit den ernsten Augenbrauen, Krümelmonster und zuletzt – dem großen, schrecklichen Graf Zahl. Volker Weidermann

Bis 12.2. täglich (außer 24. und 31.12.) 10–19 Uhr, Ausstellungszentrum im Fernsehturm am Alexanderplatz, Kinder in Gruppe: 3 Mark, Einzelkind: 5 Mark, Erwachsene: 8 Mark.

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