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Wilhelm wieder auf dem Sockel

■ Ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal für Wilhelmshaven: Per Festakt ehrt SPD heute angeblichen Namensgeber der Stadt

Hannover (taz) – Daß er ein Kriegstreiber war und keinesfalls ein Demokrat, daß unter ihm die SPD per Sozialistengesetz verboten wurde – all dies stört die in Wilhelmshaven regierenden Sozialdemokraten nicht. Kaiser Wilhelm I. wird heute in der Stadt am Jadebusen erneut ein Denkmal gesetzt. 52 Jahre lang kam ein Denkmalssockel gut ohne die Bronzestatue des vermeintlichen Stadtgründers aus. Im Jahre 1942 wurde der behelmte Kaiser zu kriegswichtigem Rohstoff eingeschmolzen. Erst im Jahre drei nach der deutschen Einigung wollte eine Gruppe von örtlichen Geschäftsleuten unbedingt den Wilhelm wiederhaben und begann Geld für einen Neuaufguß des Standbild zu sammeln. Der Wilhelmshavener Verwaltungsausschuß, in dem SDP und FDP zusammen die Mehrheit stellen, stimmte der neuerlichen Ehrung des Monarchen zu.

Mit der Zustimmung seiner Majestät wurde 1878 das zwölf Jahre gültige Gesetz „gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ erlassen. Ausgerechnet ein Sozialdemokrat, Oberbürgermeister Eberhard Menzel, wird heute stellvertretend für die Wilhelmshavener Bevölkerung das Remake des Kaiserdenkmals entgegennehmen. Schließlich sei er der Namensgeber der Stadt, und deswegen müsse er wieder auf den Sockel, lautet die Begründung für den Festakt.

Gegründet wurde die heutige Stadt Wilhelmshaven allerdings keineswegs schon vom Kaiser mit der Pickelhaube, sondern erst im Jahre 1911 als Stadt Rüstringen. Den Namen des Monarchen erhielt die Stadt erst 1937 von den Nazis. Jürgen Voges

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