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Galerienspiegel

Sie selbst sehen sich als Hüter der Erde – die englischen Eroberer aber verachteten und vernichteten sie. Inzwischen sind die Ureinwohner Australiens aber international geradezu in Mode gekommen, europäische Musiker versuchen sich an der Didgeridoo, und Bilder der Aborigines erobern den Kunstmarkt. Ein differenziertes Bild der Bewohner des nordaustralischen Arnhemland und ihrer Kunst gibt ab heute eine Ausstellung mit etwa 300 Objekten. Eröffnung heute, 19 Uhr, Museum für Völkerkunde, bis 28. 5. 95.

Jeder ist eingeladen, Heiligabend vor überquellender Rührseligkeit zu flüchten, und die Nacht im Künstlerkreis zu verbringen: Stille Nacht. Alles lacht! – Kunst Korn Kekse 24. 12. ab 22 Uhr, Galerie KÖ1, Alte Königsstr. 1

In starkfarbigem Realismus entdeckt Ali Jabbar aus Bagdad die Anziehpuppen westlicher Modeversessenheit: Kleider machen Körper sind seine international gezeigten Ölbilder betitelt, in denen sich ein etwas anderer Blick auf die Rituale der Kleidung spiegelt.

KM235, Eppendorfer Weg 235, Mi–Fr 15–19 Uhr, bis 22. 1. (Tel 48 95 98)

Zu kritischen Klassikern gewordene Lithographien und deren viel seltenere zeichnerische Entwürfe sowie kaum bekannte Gemälde des politischen Künstlers A. Paul Weber (Abb.) zeigt eine Galerie, die sonst eher für gemütliche Realisten aus vorwiegend östlichen Gefilden bekannt ist. Der 1980 gestorbene Satiriker hielt seinen Zeitgenossen stets den kritischen Spiegel vor, was die Nazis ihm mit KZ-Haft vergolten. Seine entlarvenden Zeichnungen nehmen genauso Hitler wie Adenauer, Strauß und Brandt aufs Korn. Galerie Boskamp, Heilwigstr.101, Di–Fr 14.30–18 Uhr, Sa 11–17 Uhr, bis 7. 1. 95 (Tel. 48 39 84)

Rußlandbilder von 1906 und Umsetzungen von Situationen akuter Bedrohung von 1935 sind die Eckpunkte einer Ausstellung von 30 lyrisch bis grotesken Meisterzeichnungen Ernst Barlachs, mit der an dessen 125. Geburtstag am 2. Januar 1995 erinnert wird. Der expressionistische Künstler und Dichter schätzte seine Zeichnungen besonders, da in deren Unmittelbarkeit „die Hand noch spürbar, der Hauch des Mühens oder Glückens noch fühlbar“ sei. Ernst Barlach Haus, Jenischpark, Di-So 11-17 Uhr, bis 5. 3. 95

Wir wünschen nette Festtage und prächtige Augen- + Gedankenlust. josch

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