■ Das Portrait
: Andreas Fritzenkötter

„Im Kanzleramt heißt es dazu ...“ Wer im Text einer Zeitung diese vage Quellenangabe liest, hat meist die Wiedergabe eines Gespräches mit Andreas Fritzenkötter vor sich. Der 36jährige Journalist beerbt zum Jahreswechsel Eduard („Edi“) Ackermann, der nach mehr als zehn Jahren Tätigkeit als Medienberater des Kanzlers in den Ruhestand geht.

Kohls Medienmann Foto:AP

Wo immer Helmut Kohl vor die Presse trat, war auch das seltsame Gespann Ackermann/Fritzenkötter nicht weit. Kohl-Adlatus Ackermann, erkennbar an Bürstenhaarschnitt und Glasbausteinbrille, ließ sich seiner Kurzsichtigkeit wegen meist zu seinem Platz führen. Ackermann-Stellvertreter Fritzenkötter fiel mit 2,05 Meter allein schon seiner Größe wegen auf.

Im Kanzleramt wird der „freundliche Frankenstein“ (Kollegenspott) allerdings mehr Kompetenzen erhalten als sein Vorgänger. Denn Fritzenkötter, der bei der Rheinischen Post volontierte, soll sich im neuen Amt auch um die Medienpolitik kümmern. Dazu wird ihm eigens eine Stabsstelle eingerichtet, die dem Kanzler direkt untersteht.

Wer Verschwörungstheorien anhängt, darf daraus schließen, hier werde eine Machtmaschine zur Steuerung der gesamten Pressearbeit und Medienpolitik der Bundesregierung installiert. Die traurige Wahrheit aber ist, daß Helmut Kohl ein solches Instrument längst nicht mehr nötig hat, weil seine Verbindungen zu Privatsendern und Boulevardpresse bestens funktionieren. Die Pressearbeit der SPD wirkt dagegen wie die eines Amateurliga-Vereins.

Schon bislang wartet Andreas Fritzenkötter nicht nur auf Anfragen. Der Sohn eines Konditors, der vor dem Wechsel ins Kanzleramt Bonn-Korrespondent und CDU-Sprecher war, wußte seinen Chef stets in die Medien zu puschen. Die zahllosen Gefälligkeitsinterviews Kohls mit Sat.1 oder der Bild- Zeitung während des Wahljahrs werden ebenso seiner zähen Überzeugungsarbeit zugeschrieben wie der Flug des Kanzlers zur Fußball- Weltmeisterschaft nach Chicago, den Sat.1 finanzierte.

Während Fritzenkötter vor Jahren seinen damals TV-scheuen Chef noch vor die Kameras zerren mußte, sucht der immer gelassener auftretende Pfälzer inzwischen selbst den Kontakt mit der Presse. Gelernt hat Fritzenkötter nach eigener Auskunft von seinem Chef eines von dessen Erfolgsrezepten: Sich nichts gefallen lassen, auch bei scheinbar unbedeutenden Attacken sofort zurückschlagen. Hans Monath