Unterm Strich

La lotta continua oder so ähnlich: Der Streik der französischen Synchronsprecher für eine Beteiligung an den Fernsehrechten und Videoverleihpreisen, der vor etwa zwei Monaten begann, hält an – auch wenn die Front der „Grévistes“ inzwischen bröckelt. Ende vergangener Woche fand eine Demonstration vor dem Centre National du cinéma statt, bei der Plakate mit Uncle Sams getragen wurden, die mit Dracula-Zähnen in den zarten Hals der französischen Marianne beißen, auch hier also ein neuer Antiamerikanismus, der offiziell kulturelle, inoffiziell natürlich ökonomische Gründe hat. Als wären es nur die amerikanischen Verleiher, die ihre Synchronsprecher schlecht bezahlten. „Wir protestieren dagegen, daß nun Filme, deren Synchronisation in Frankreich begonnen hat, in Belgien zu Ende bearbeitet werden.“ Die zuständige Behörde im Centre National sicherte zu, man werde sich an die Vereinbarung vom Februar 1990 halten, in der es hieß, daß nur in Frankreich synchronisierte Filme oder solche, die in Europa produziert wurden, eine Genehmigung erhalten. Das bedeutet natürlich, daß amerikanische Filme, die in Belgien synchronisiert wurden, ausgeschlossen sind. So wird zum Beispiel Terminal Velocity, dessen Produktionsfirma nicht beweisen konnte, daß er in Frankreich synchronisiert wurde, keine Genehmigung erhalten. Kenneth Brannaghs Mary Shelley's Frankenstein hingegen wurde in Belgien synchronisiert, was aber akzeptiert wurde, weil er als englische Produktion durchging (obwohl Francis Ford Coppola produzierte).

Der Journalist Alexander Besher hat die Rechte an seinem futuristischen Thriller Rim: A Novel of Virtual Reality an Tri Star und die Produktionsfirma von Robin Williams verkauft. Er wird als erster Roman in voller Länge als Serie im Internet erscheinen.

Als überaus charmant veranschlagt dpa Frau Shirley McLaine, die letzte Woche ihre Europatournee in München begann. Sie präsentierte, wie hier gemeldet wird, „eine von Kopf bis Fuß perfekt einstudierte Mixtur aus Tanz und Gesang.“ Gleich zu Beginn habe sie mit ihrem Alter kokettiert, sich als recycelter Teenager bezeichnet und dadurch auch die letzten Zweifler auf ihre Seite gezogen. Gefühlvolle Liebeslieder wechselten übrigens mit spritzig-temporeichen Musical-Songs. Na wenn das nichts ist. Auch wir sind hier heuer unheimlich spritzig und temporeich, so temporeich, daß eine kleine Berichtigung, in der dann ja doch nur ein Unsinn steht, fünf- bis sechstausend Jahre dauert. Im ersten Stock hausen Untote, die nur noch mit brechender Stimme flehen, man möge das Licht ausschalten und sich ansonsten verpfeifen. Nichts lieber als das. Es konnte heute nicht mit letzter Sicherheit festgestellt werden, ob es sich um ein Jahr des Schweines, des Pferdes oder des Hundes handelt. Betrachtet man das eigene Konterfei im verstaubten Computerglas, deutet alles auf ein Jahr des Karpfen.