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Spardruck auf Flugrettung

■ Bund verdoppelt Preis für Hubschrauber-Miete / ADAC verhandelt mit den Kassen

Gut 1.200mal ist der Bremer Rettungshubschrauber Christoph-6 im Jahr 1994 losgeflogen, um bei schweren Unfällen erste Hilfe zu leisten. Das war gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um fast 25 Prozent und damit eine der intensivsten Nutzungen im Vergleich der bundesweit 50 Rettungshubschrauber.

Daß sich dieser Trend fortsetzt, ist allerdings unwahrscheinlich, denn im Dezember hat der Bund den Preis für die Nutzung des Hubschraubers um über 100 Prozent erhöht. „An die Abschaffung von Christoph-6 denkt hier niemand, aber zusammen mit den anderen Bundesländern fordern wir jetzt Nachverhandlungen mit dem Bund“, sagt die Sprecherin des Innensenators, Erika Pape-Post.

Ebenso wie bundesweit 21 weitere Rettungshubschrauber wird Bremens Christoph-6 vom Bonner Innenministerium für den Katastrophenschutz unterhalten. Damit er nicht unnötig herumsteht, kann das Land ihn für Rettungseinsätze mieten. 1048 Mark pro Flugstunde wurden dafür bis Ende 1994 berechnet, jetzt sind es 2564 Mark. Den größeren Teil dieses Betrags – wie auch der Kosten für das mitfliegende medizinische Personal – haben bisher die Krankenkassen über einen Pauschalvertrag wieder erstattet. Mit der plötzlichen Preissteigerung werden sie sich allerdings nicht abfinden.

Das zumindest meint der ADAC. Und der ist seit 1974 für die Verhandlung mit den Kassen zuständig. Zwar hat der Bleifußfahrer-Verein mit dem Bremer Rettungshubschrauber überhaupt nichts zu tun, doch ein Vertrag mit dem Bund sichert ihm die Verhandlungsführerschaft für alle 50 deutschen Rettungshubschrauber. „Wir haben damit nichts zu tun“, erklärt denn auch die Sprecherin des Bremer Innensenators.

Nur in der allerersten Zeit nach der Anschaffung von Christoph-6 Anfang der 70er Jahre war der Hubschrauber mit ADAC-Gelb und -Wappen versehen. Doch dann bekam er das bundesweit einheitliche Orange des Katastrophenschutzes verpaßt. Im Umkreis von rund 50 Kilometern um den Standort am Krankenhaus Links der Weser ist er für die Luftrettung zuständig. Die nächsten Hubschrauber sind bei Wilhelmshaven, in Hamburg, Hannover, Bielefeld und Rheine stationiert. Zwei von ihnen werden von der Bundeswehr und einer wird tatsächlich vom ADAC betrieben.

„Die Länder laufen jetzt Sturm“, weiß der Münchener ADAC-Sprecher Kugler. Doch erreichen werden sie damit wohl nichts, denn auch mit gut 2500 Mark pro Flugstunde liegt der verlangte Preis noch deutlich unter dem privater Anbieter. Und da Bremen bei seinen Forderungen an die Krankenkassen dem Verhandlungsgeschick des ADAC ausgeliefert ist, bleibt für den Ausgleich der verdoppelten Kosten nur eine Reduzierung der Rettungs-Flüge. Ase

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