piwik no script img

Schwerer Zwischenfall in Gaza

■ Schußwechsel zwischen palästinensischen Polizisten und israelischen Soldaten forderte drei Tote / Gegenseitige Beschuldigungen / Verhandlungen in Kairo

Gaza (taz) – Mehrere tausend Menschen haben gestern in Gaza von drei palästinensischen Polizisten Abschied genommen, die am Vorabend bei einer Schießerei mit israelischen Soldaten getötet worden waren. Junge Leute trugen Transparente mit antiisraelischen Parolen. „Rabin, unsere Rache wird schmerzlich sein“, lautete der Spruch auf einem der Plakate.

Die Schießerei hatte am späten Montag abend nahe des Kontrollpunktes Erez an der Einfahrt in den Gazastreifen stattgefunden. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, das Feuer eröffnet zu haben. Nach Darstellung der israelischen Armee war eine Patrouille in ihrem Fahrzeug beschossen worden. Die Soldaten hätten die Angreifer in das Autonomiegebiet verfolgt und seien dann von einer Polizeistation aus unter Feuer genommen worden. Sie schossen zurück und warfen eine Handgranate. Der israelische Außenminister Schimon Peres, der sich zu Verhandlungen mit der PLO in Kairo aufhielt, sprach von einem Mißverständnis, für das allerdings vor allem die palästinensische Seite verantwortlich sei.

Nach palästinensischen Angaben überfielen israelische Soldaten zwei Stellungen der palästinensischen Polizei. Die Soldaten seien in das Autonomiegebiet eingedrungen, wie Khalil Najem, der Verantwortliche für die beiden palästinensischen Stellungen, berichtet. Sie hätten Leuchtmunition gezündet und mit Maschinengewehren auf die Stellungen geschossen.

In der angegriffenen Polizeistation sind die Wände von den Geschossen durchlöchert; die beiden Matratzen, die auf dem Boden liegen, sind voller Blut. In der anderen Stellung befanden sich zum Zeitpunkt des Schußwechsels sieben Polizisten. „Plötzlich hörten wir eine heftige Schießerei“, berichtet der 23jährige Hani Saifi, der in dieser Nacht Dienst hatte. „Ich weckte meine Kollegen. Unser Vorgesetzter Abdulsalam befahl uns, die Stellung zu verlassen und uns unter den Bäumen zu verstecken. Danach hörte ich die israelischen Soldaten. Sie haben uns aufgefordert, aufzugeben und unsere Waffen wegzuwerfen. Das hat aber nur einer gemacht. Wir anderen sind geflohen.“ Abdulsalam sei dabei erschossen worden. „Wir haben das Feuer auf die Israelis nicht eröffnet, weil wir den Befehl von unserer Führung haben, auf gar keinen Fall auf Israelis zu schießen“, fügt Saifi hinzu.

Ein erster Gradmesser für mögliche Folgen des schweren Zwischenfalls sind die Autonomie- Verhandlungen, die gestern in Kairo begannen. Die Gespräche zwischen Israel und der PLO sind bereits von dem Streit über die Siedlungspolitik in der besetzten Westbank belastet. Khalil Abied

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen