Bonns Tornados taugen nix

■ Deutsche Flieger in Bosnien sinnlos

Bonn/Berlin (dpa/taz) – Bei einem möglichen Einsatz von Tornados der Bundeswehr in Bosnien muß nach Angaben des ARD-Magazins „Monitor“ mit hohen Verlusten der deutschen Soldaten gerechnet werden. Statt die serbische Flugabwehr auszuschalten, stellten die Tornados ein nahezu ideales Angriffsziel für serbische Raketen dar, berichtete der ehemalige Luftwaffengeneral und Bundestagsabgeordnete, Manfred Opel (SPD), in der Sendung des Magazins gestern abend. Die mit spezieller Elektronik ausgestatteten ECR- Tornados seien für einen Bosnien- Einsatz technisch und militärisch ungeeignet. Ähnlich hatte sich bereits Ende Dezember ein ehemaliger deutscher Tornadopilot gegenüber der taz geäußert (vgl. taz vom 22.12.1994).

In der TV-Sendung sagte Opel: „Für die jungen Piloten bedeutet der Einsatz russisches Roulette.“ Das Computersystem der Tornados könne nur die vor dem Einsatz programmierten gegnerischen Radarstellungen identifizieren. Würden die Radar-Charakteristika geändert, ließe das ECR-System (Electronic Combat Reconnaisance) des Tornados keine Abwehr mehr zu. Eine Änderung dieser Charakteristika bereite serbischen Flugabwehrspezialisten keine Mühe.

Diese technischen Schwächen des deutschen Tornados bestätigt, laut „Monitor“, auch die Militärfachzeitschrift Jane‘s Defence Weekly. Dort heiße es, bei einer unvorhergesehenen Situation mache es das ECR-System unmöglich, seine Abwehrraketen gegen Radarstellungen einzusetzen. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hatte den Einsatz der Tornados befürwortet, weil sie die einzigen seien, die punktgenau Stellungen der Serben bekämpfen könnten. Laut „Monitor“ verfügen – anders als von Rühe behauptet – andere Luftwaffenverbände über zum Teil wesentlich besser geeignete elektronische Abwehrsysteme. Neben US-Kampfflugzeugen vom Typ F-111 seien auch italienische und britische Flugzeuge damit ausgestattet.